Kulturwandel im Ehrenamt
Wenn Menschen sich freiwillig engagieren, sind neben den grundsätzlichen Beweggründen und Motiven auch die Rahmenbedingungen, die vorgefunden werden, wesentliche Einflussfaktoren für die Tätigkeit im Ehrenamt:
- Gute Atmosphäre für neue Engagierte (Wertschätzung, Umgang miteinander, Willkommensein), wie wird diese spürbar?
- Feste Ansprechperson, an die sich der/die Ehrenamtliche wenden kann und die sie unterstützt.
- Versicherungsschutz für die freiwillig Engagierten: Die Diözese Feldkirch hat eine Haftpflichtversicherung und eine Unfallversicherung für Ehrenamtliche abgeschlossen, die im Schadensfall zur Verfügung steht. Fremdschäden sind somit gedeckt: Wird das Eigentum eines Dritten (Sachschaden, Vermögensschaden) beschädigt oder eine andere Person verletzt (Personenschaden), so handelt es sich um einen Fremdschaden. Diese sind durch die Haftpflichtversicherung abgesichert.
Ansprechperson für alle Versicherungsfragen ist die Finanzkammer der Diözese Feldkirch, Pfarrservice: Finanzkammer@kath-kirche-vorarlberg.at. Die Mitarbeitenden stehen für alle Fragen und Auskünfte zur Verfügung. - Budget und Information für die Erstattung von Kosten. Wo darf der/die Engagierte entstandene Unkosten abrechnen? Ist beispielsweise das Pfarrsekretariat informiert und hat die nötigen Formulare und kennt die Anweisungen?
- Umsetzung einer Anerkennungskultur trägt für viele Engagierte dazu bei, dass sie sich gesehen und wertgeschätzt fühlen. Nicht alle wollen aber ins „Rampenlicht“ geschoben werden. Die Anerkennung ist daher situationsgerecht und personenspezifisch einzusetzen. Weitere Details dazu siehe Punkt „Begleitung und Anerkennung während des Engagements“.
- Aus-, Fort- und Weiterbildung: Für bestimmte Engagements gibt es Qualifizierungen, die für den/die Ehrenamtliche/n organisiert werden. Neben dem Fortbildungsangebot der Diözese Feldkirch aus den einzelnen Fachreferaten ist auch Mentoring für einige Engagementbereiche denkbar.
- Zugang zu allen benötigten Räumen und Materialien, Geräten und ggf. Fahrzeugen. Engagementfreundliche Kultur beginnt mit Vertrauen, das dem/der Ehrenamtlichen entgegengebracht wird. Hilfsmittel, die für die Aufgabenerledigung nötig sind, sind zugänglich.
Möglichkeiten zur Mitsprache und Partizipation
Die Laienkompetenz und der unverstellte Blick auf die Dienstleistungsqualität und auch das offene Ohr für das, was in der Gemeinde geschieht ist ein Potential, das es grundsätzlich zu nutzen gilt. Für ehrenamtlich Engagierte ist es meist wichtig, dass ihre Aktivität sinnvoll zur Wirkung kommt. Der Wunsch und das Ausmaß mitzugestalten und mitzuentscheiden ist allerdings sehr unterschiedlich und muss daher gut abgestimmt werden. Manche möchten Entscheidungen selbst treffen und Verantwortung dafür übernehmen.
Freiwilliges Engagement ist eine sehr konkrete Form der Beteiligung und Einflussnahme, die Stufen der Beteiligung werden anhand eines Modells veranschaulicht:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Stufen_der_Beteiligung.png
Leiter der Beteiligung
Dieses Modell zeigt die Möglichkeiten für das Maß an Partizipation. Je nach Engagementbereich ist davon auszugehen, dass dieses Maß differiert. Nicht in jedem Fall wünschen sich Engagierte eine starke Beteiligung und je nach Bereich ist vollständige Partizipation in sachlicher Hinsicht nicht sinnvoll und möglich.
Drei Kooperationsmodelle
Weil ehrenamtlich Engagierte unterschiedlich in ihrem Wunsch und Ausmaß an Mitgestaltung und Mitverantwortung sind, werden drei Kooperationsmodelle detailliert beschrieben. Es ist in jedem Modell nötig, dass Hauptamtliche oder andere leitende Ehrenamtliche die Arbeit begleiten und jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
„Zusammenarbeit“
- gemeinsame Aufgabe/gemeinsames Projekt
- gemeinsames Ziel von Ehren- und Hauptamtlichen
- Teamstruktur mit mehr oder weniger Hierarchie
- klare Absprachen über Aufgaben und Verantwortungsbereiche
- Möglichkeit, Aufgaben fix an Ehrenamtliche zu delegieren
Beispiele: Pfarrgemeinderat, Erstkommunionvorbereitungsteam, …
Eine Anleitung durch Hauptamtliche ist möglich, wenn auch nicht zwingend erforderlich, eine fachliche geistliche Begleitung häufig gewünscht. Notwendig ist es hier auch, dem Informationsvorsprung der Hauptamtlichen durch verlässliche Kommunikation zu begegnen:
„Eigenständigkeit“
- Eigener Arbeitsbereich/eigenes Projekt
- Eigeninitiative der Ehrenamtlichen
- Team ohne hauptamtliche Mitglieder
- Entscheidungsfreiheit und Selbstständigkeit
- freie Zeit- und Aufgabeneinteilung
- eventuell eigenes Finanzbudget
- Berichtsrecht und eventuell Berichtspflicht im Leitungsgremium (Pfarrgemeinderat, Pastoralteam, Pfarrkirchenrat)
- Eventuell Koordination durch Hauptamtliche oder Begleitung durch Supervisor:in
Beispiele: Initiative offener Kühlschrank, Flüchtlingsunterstützung, Seniorenarbeit, …
Diese Aufgabenbereiche sind meist ganz durch Ehrenamtliche getragen und haben oft mit gesellschaftlicher Verantwortung, Diakonie oder Umwelt- und Schöpfungsverantwortung zu tun. Hier müssen die Ehrenamtlichen über eine klar definierte Eigenverantwortung und Entscheidungsfreiheit verfügen, die ein sehr gutes Vertrauensverhältnis voraussetzt. Hauptamtliche werden hier zu Ermöglicher:innen und übernehmen maximal Koordinationsaufgaben.
„Kompensation“
- Ehrenamtliche übernehmen kompensierend Aufgaben von Hauptamtlichen (zeitlich begrenzt)
- Pfarrleitungsgremium gibt Aufgabe vor bzw. beruft zu dieser Aufgabe
- Fachliche Anleitung und Begleitung durch hauptamtliche Koordination
- Unterschiede in den Aufgaben von Haupt- und Ehrenamtlichen sind geklärt
- Spezifische Aufgaben und Verantwortungsbereiche
- Aufgabenprofile und eventuell schriftliche Vereinbarung
Beispiele: Wortgottesdienstleitung, Totenwache- und Trauergebetsleitung, Begräbnisleitung
Die Ehrenamtlichen müssen hier über eine gute „Professionalität“ verfügen, wie beispielsweise entsprechendes Wissen und Kenntnisse oder, dass sie vor Beginn ihres Einsatzes eine entsprechende Qualifizierung erhalten und eventuell sogar per Dekret in ihre Aufgabe gesendet werden. Hauptamtliche oder andere Netzwerk-Ansprechpersonen sollten jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und die Arbeit sollte begleitet werden, beispielsweise durch Austauschtreffen, Supervision oder Coaching.