"Falls du heute Morgen nicht krank, sondern gesund aufgewacht bist, bist du glücklicher als 1 Million Menschen, welche die nächste Woche nicht erleben werden.
Falls du nie einen Tag Krieg erfahren hast, niemals die Einsamkeit einer Gefangenschaft oder Hungersnot, dann bist du glücklicher als 500 Millionen Menschen dieser Welt.
Falls sich in deinem Kühlschrank Essen befindet, du Kleider hast, ein Dach über dem Kopf und ein Bett zum Schlafen, bist du reicher als 75 Prozent aller Erdenbewohner.
Falls du ein Bankkonto hast, Geld in der Geldtasche und auf Kleingeld nicht achten musst, gehörst du zu den 8 Prozent der wohlhabenden Menschen auf dieser Welt.
Falls du diese Statistik liest, bist du besonders privilegiert, denn du gehörst nicht zu den Milliarden Menschen, die nicht lesen können."
Diese Aussagen auf einer Glückwunschkarte mit dem Titel „Weltstatistik“ rüttelt uns auf und uns fragt uns an:
Sind wir uns eigentlich bewusst, wie wenig selbstverständlich das Leben ist, das wir führen?
Ist uns klar, dass vieles, was wir täglich benutzen und genießen können, gar nicht unserer eigenen Leistung entspringen?
Leben wir gedankenlos in den Tag hinein oder haben wir uns das Gespür dafür bewahrt, dass wir das meiste im Leben geschenkt bekommen?
Wie steht es um unsere Dankbarkeit für ein einigermaßen glückliches, zufriedenes und friedliches Leben?
Das Erntedankfest erinnert uns daran, dass vieles im Leben unserer Machbarkeit entzogen ist und dass wir genug Grund zum Danken haben.
Danken für das, was die Erde für uns hervorbringt; was wächst und blüht und reift; was uns nährt und stärkt und am Leben hält.
Danken aber auch für das, was uns an Talenten in die Wiege gelegt wird; was uns im Lauf der Zeit an schönen Erfahrungen geschenkt wird; was uns liebe Menschen mit auf unseren Weg geben.
Die aufwühlende „Weltstatistik“ und das Erntedankfest wollen uns die Grundhaltung der Dankbarkeit ans Herz legen.
Beides möchte uns warnen vor dem „Undank der Selbstverständlichkeit vor der irrigen Meinung, wir hätten alles im Griff, wir wären allein unseres Glückes Schmied, wir könnten alles selber machen.
Weltstatistik und Erntedank:
Beides soll uns an den nüchternen Satz aus dem Ersten Timotheus Brief erinnern:
„Wir haben nichts in die Welt mitgebracht und wir können auch nichts aus ihr mitnehmen.“
Mit anderen Worten: Wir dürfen uns freuen an allem, was die Erde und was das Leben uns schenken – aber wir haben kein Recht darauf, es ist nicht unser Besitz.
Alles, was wächst und uns zur Nahrung dient, dürfen wir gebrauchen und genießen. Aber vergessen wir nicht, dass eine gute Ernte keine Selbstverständlichkeit ist; dass alles, was uns gehört, letztlich nur geliehen und dir für eine gewisse Zeit anvertraut ist.
Vergessen wir nicht das Staunen vor dem Wunder der Schöpfung und das Danken für alles, was sie uns anbietet.
Pfr. Friedl Kaufmann