Irgendwie ist die Zeit zwischen den Jahren schon ein bisschen komisch: Das Alte ist noch nicht ganz weg und das Neue sitzt auch noch nicht im Sattel. Kein Wunder also, dass sich um die so genannten Rauhnächte seit jeher vieles an Brauchtum und Sagenhaftem versammelt hat – Weihrauch inklusive...
Eines gleich vorneweg: Mit Theologie hat das, was nun kommt, rein gar nichts zu tun. Und in der Bibel findet man dazu mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nichts. Trotzdem gehören die Rauhnächte zur Weihnachtszeit – und das schon seit Jahrhunderten.
Wie bei so vielem, das es gefühlt immer schon gab, weiß man nicht genau, wo es ursprünglich herkam. Im Fall der Rauhnächte fängt das schon beim Namen an. Prinzipiell gibt es aber zwei Deutungslager: Während die einen betonen, dass das „rauh“ der Rauhnächte auf das mittelhochdeutsche „ruch“ zurückgeht, was so viel wie „haarig“ oder „rau“ bedeutet, beharren die anderen darauf, dass sich das Weihräuchern in der Namensgebung der Nächte zwischen Weihnachten und Dreikönig verewigt habe.
Beide Sichtweisen haben etwas für sich: Soll es haarig bleiben, dann erinnert heute noch die Bezeichnung „Rauhware“ bzw. „Rauchware“ in der Kürschnerei an das haarige Etwas, das zwischen Weihnachten und dem 6. Jänner um die Häuser geschlichen sein soll. Man glaubte nämlich daran, dass zu dieser Zeit die „Percht“ – eine zottelige Sagengestalt – auf der Erde umherging. Perchtenläufe wie man sie zum Beispiel aus Tirol kennt, sind quasi die Nachkommen dieser sagenhaften Gestalt. Und es sind ja auch oft die Perchten, die mit lautem Peitschengeknalle den Winter endgültig vertreiben sollen.
Hält man sich nun aber an den Rauch als Namensgeber der Rauhnächte, so landet man ziemlich schnell beim Weihrauch und beim Räuchern. Bereits im 16. Jahrhundert lassen sich Berichte über das „Beräuchern“ der Ställe und der Höfe durch die Bauern während der Rauhnächte finden. Und noch ein bisschen früher, im Mittelalter, findet sich der Brauch, Haus und Hof zu eben dieser Zeit durch einen Priester „ausräuchern“ zu lassen. Damit sollten Mensch, Tier und Hof gesegnet werden. Dass sich zum Segen schnell natürlich auch der Glaube an Geister gesellte, die mit dem Weihrauch vertrieben bzw. abgehalten werden sollten, versteht sich aus der damaligen Glaubens- und Lebenswelt der Menschen.
Bis heute aber hat sich aber vielerorts der Brauch erhalten, in der Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag die eigene Stube in Weihrauchduft zu hüllen bzw. räuchernd durch die Ställe und Felder zu gehen.
12 Rauhnächte sind es an der Zahl. Auf eine numerologische Herleitung stößt man auch, wenn man die zweite Bezeichnung dieser speziellen Zeit im Sinne des Wortes ernst nimmt. „Zwischen den Jahren“, heißt es dann. Und genau das war es einst auch: Nimmt man nämlich den Lauf des Mondes als Grundlage der Jahreseinteilung, so kommt man auf 354 Tage. Ein Sonnenjahr allerdings umfasst 365. Und das macht – inklusive des 354. Tages bis hin zum 365. Tag – genau 12 Tage, die zwischen den Jahren liegen. Im Islam gilt beispielsweise bis heute der Mondkalender. Im Christentum wird der Gregorianische Kalender verwendet, der auf einem Sonnenjahr basiert.
Ja, und wo ein Brauch sprießt, findet man meist auch andere. So wie das Bleigießen zu Silvester, das auf den Glauben zurückgeht, dass während der Rauhnächte besonders gut „orakelt“ werden könne. Auch auf Ordnung hatte man zwischen den Jahren besonderen Wert zu legen. So durfte über Nacht keine weiße Wäsche am Seil hängen. Wilde Reiter kämen in der Dunkelheit und brächten die weißen Tücher im Laufe des Jahres als Leichentücher seinen Besitzer/innen wieder, glaubte man. Von sprechenden Tieren zur Mitternacht, hörte man und von heiratswilligen Frauen, die während der Rauhnächte einen Blick auf ihren Zukünftigen erhaschen konnten. Aber das ist wohl eine andere Geschichte...)