Eigentlich müsste zu Weihnachten die paradiesische Apfelernte doch schon ein Weilchen zurückliegen. Müsste, denn mit dem (Tannen)Baum kehrt zu Weihnachten auch ein Stück Erinnerung an das Paradies zurück.
Es hat in der Art und Weise, wie die Kirche an Vergangenes erinnert, ja schon alles seinen Platz und seine innere Logik. So war das Weihnachtsfest noch vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 - 65) gleichzeitig auch der Tag, an dem man an Adam und Eva erinnerte. Diese Tatsache wird wichtig, wenn der "Paradiesbaum" ins Spiel kommt.
Immergrünes als Zeichen der neuen Lebenskraft beziehungsweise des ewigen Lebens findet sich in vielen Kulturen. Wann nun der Weihnachtsbaum tatsächlich Einzug in die Stuben und Häuser gehalten hat, lässt sich deshalb nicht eindeutig belegen. Eine mögliche Quelle ist sicher der mittelalterliche Brauch des "Paradiesbaumes", den man mit roten Äpfeln schmückte. Als Bäume standen damals neben den Tannen durchaus auch die Eiben, Stechpalmen oder auch Buchsbäume zur Auswahl. Im Paradiesspiel erinnerte man sich an den Sündenfall Adams und Evas. Im Weihnachtsgeschehen sollte der schließlich aufgelöst werden. Daraus erklärt sich die Nähe von Paradiesspiel und Weihnachtsfest.
Fuß fassen konnte der Christbaum zuerst in den protestantisch geprägten Regionen um Straßburg. Lange Zeit galt er sogar als evangelisches "Konkurrenzprodukt" zur katholischen Krippe. Erst Ende des 19. Jahrhunderts begannen sich diese konfessionellen Grenzen aufzulösen. Der erste Weihnachtsbaum kam übrigens 1814 mit Fanny von Arnstein, einer aus Berlin stammenden angesehenen, jüdischen
Dame der Gesellschaft, nach Wien.
War der geschmückte Baum in der eigenen Stube lange den gehobenen Gesellschaftsschichten - schon rein aus finanziellen Gründen - vorbehalten - so zog die breite Bevölkerung doch sehr schnell mit geschmückten Zweigen nach.
Ja, und aus dieser Geschichte erklärt sich auch, warum der Christbaum Jahr für Jahr mit Kugeln aller Größen und Farben geschmückt wird. Die erinnerten nämlich ursprünglich an den Apfel, den Eva im Paradies gepflückt haben soll. Bald schon aber fand sich neben den Kugeln auch Gebackenes und Gezuckertes, das von den Kindern vom Baum stibitzt werden konnte.
der Christbaum geschmückt wurde, veränderte sich immer wieder mit der damals gängigen Mode oder auch äußeren, wirtschaftlichen Umständen. So kamen beispielsweise auch die Strohsterne auf den Baum. Sie waren für viele Familien leicht zu Hause herzustellen. Und dann gibt es ja noch den Brauch der "Weihnachtsgurke", die sich irgendwo im Baum versteckt. Wer sie am Weihnachtsabend findet, erhält als "Finderlohn" ein kleines Extra-Geschenk. Ob es im Paradies allerdings auch schon Gurken gab, ist nicht überliefert.