Ist geregelt, wer am Aschermittwoch fasten soll? |
Ja, es gibt tatsächlich ein kirchliches Fastengebot – zumindest für die beiden Fasttage Aschermittwoch und Karfreitag. Erwachsene ab dem 18. Lebensjahr sollen an diesen Tagen eine einfache, fleischlose Mahlzeit zu sich nehmen. Vom Fasten ausgenommen sind Menschen ab dem 60. Lebensjahr, Kinder, Kranke, Reisende und Menschen, die körperlich schwer arbeiten müssen. Das Fasten in der Fastenzeit hat nichts mit Diät oder Abnehmkuren zu tun. Das Fasten in der Fastenzeit ist eine bewusste Reduktion, die das eigene Leben frei machen soll von beschwerendem Ballast wie Egoismus oder Verbitterung. In Ansätzen kommt zeigt das schon die Wortbedeutung von "fasten": mit dem mittelhochdeutschen "vasten" oder dem gotischen "fastan" wird ein "festhalten, bewachen, beobachten" bezeichnet. |
Wie kann man fasten? |
Heute wird das Fasten ganz unterschiedlich praktiziert. Verzicht auf Alkohol, Fleisch oder Süßigkeiten, eine Auszeit für das Auto oder die Medien oder aber die tägliche Auseinandersetzung mit einer Bibelstelle zählen zu den häufigen Fastenvorsätzen. Auch Tagesimpulse per SMS oder E-Mail werden gerne genutzt. Der Aschermittwoch ist neben dem Karfreitag der einzige Tag, der in der katholischen Kirche als strenger Fasttag gilt. |
Wie kommt man auf die 40 Tage der Fastenzeit? |
Vor der Liturgiereform in der katholischen Kirche (Ende der 1960er-Jahre) dauerte die Fastenzeit vom Aschermittwoch bis zum Karsamstag, also 46 Tage. Da die sechs darin enthaltenen Sonntage nicht als Fasttage gezählt wurden, kam man auf die Zahl 40. Dafür steht auch der lateinische Begriff „Quadragesima“ („Vierzig Tage“). |
Hat die Zahl 40 eine symbolische Bedeutung? |
Die heute gebräuchliche Rede von der 40-tägigen Fastenzeit ist liturgisch nicht ganz korrekt, macht aber auf die hohe symbolische Bedeutung der Zahl 40 in der Bibel aufmerksam. So fastete der Prophet Elija 40 Tage in der Wüste, ehe er seiner Berufung folgte. Das Volk Israel wanderte nach dem Auszug aus Ägypten 40 Jahre durch die Wüste und durchlief damit eine Zeit der Läuterung. Moses war Gott auf dem Berg Sinai 40 Tage nahe. Die Stadt Ninive hatte 40 Tage, um ihre Sünden zu bereuen. Und auch Jesus nahm nach seiner Taufe im Jordan eine 40-tägige Gebets- und Fastenzeit in der Wüste auf sich. |
Gab es Versuche, die Fastengebote zu umgehen? |
Im Mittelalter gab es durchaus originelle Versuche, die strengen Fastenvorschriften zu umgehen. Weil Fisch erlaubt war, bereicherte in Klöstern etwa ein saftiges Bibersteak den Fastenspeisezettel. Schließlich ernähre sich der Biber doch weitestgehend von Fisch und halte sich auch oft im Wasser auf, so die Argumentation. Auch das nahrhafte und kalorienreiche Fastenbier verdankt seinem Ursprung der Fastenzeit. "Trinken bricht das Fasten nicht", hieß etwa eine klösterliche Regel. |
Was bedeutet das Aschekreuz am Aschermittwoch? |
Den Beginn der Fastenzeit markiert das Aschenkreuz, das den Gläubigen am Aschermittwoch auf die Stirn gezeichnet wird. Bereits in den alttestamentlichen Büchern Jona und Hiob diente die Asche als Zeichen der Buße. Der Priester spricht bei diesem Zeichen die Worte: "Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehrst." Üblich ist dabei auch der Ausspruch: "Kehre um und glaube an das Evangelium" - ein Aufruf zur Wegkorrektur und zur Besinnung auf Christus als Zentrum des christlichen Glaubens. Der Aschenritus stammt aus dem 11. Jahrhundert und damit aus jener Zeit, in der die Büßer öffentlich am Aschermittwoch aus der Kirche ausgeschlossen und als Zeichen der Buße mit Asche bestreut wurden. Erst am Gründonnerstag, dem liturgischen Endtermin der Fastenzeit, wurden sie feierlich wieder in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen. |
Welche liturgischen Farben und Rituale gibt es? |
Die Farbe der Fastenzeit ist das Violett. In der Messe wird kein Halleluja und das Gloria nur an Hochfesten wie dem Josefitag am 19. März gesungen. Auch die Ohren sollen in dieser Zeit fasten. Blumenschmuck gibt es in den Kirchen nur am vierten Fastensonntag, dem "Laetare". Ab dem 5. Fastensonntag, dem "Passionssonntag", werden Kreuze und Standbilder durch violette Tücher verhüllt, so dass auch die Augen „fasten“. |
Wie fastet man in der orthodoxen Kirche? |
Ausgeprägter als in der römisch-katholischen Kirche wird in der orthodoxen Kirche gefastet. Während die Katholik:innen noch den Faschingausklang feiern, fängt für orthodoxe Christ:innen schon mit dem Rosenmontag - umgangssprachlich oft „reiner Montag“ genannt - die Fastenzeit an. Dieser Tag ist gemeinsam mit dem Karfreitag der wichtigste Fasttag des Jahres. Während des Fastens dürfen in der orthodoxen Kirche keine tierischen Erzeugnisse gegessen werden. Dazu zählen neben Fleisch auch Milchprodukte, Eier und Fisch. Am „reinen Montag“ und am Karfreitag sollen die Gläubigen überhaupt aufs Essen verzichten. |
Wie fastet man in der evangelischen Kirche? |
Gegenüber der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche legt die evangelische Kirche weniger Wert auf verbindliche Fastenzeiten. Allgemeingültige Fastengebote gibt es für evangelische Christ:innen nicht; sie sollen selbst entscheiden, worauf sie eine Zeit lang verzichten möchten. Ein strikter Fasttag ist für viele evangelische Christen aber auf jeden Fall der Karfreitag. |