St. Nikolaus in Bludesch
Die sehr alte St. Nikolaus-Kirche zählt zu den rätselhaftesten Sakralräumen Vorarlbergs. Zunächst liegt die Erbauungszeit im Dunkeln. Nach der Entdeckung vorromanischer Putzstrukturen lässt sich die erste Bauphase des Langhauses zumindest in das 7. Jh. datieren. Weitere Entdeckungen weisen möglicherweise sogar in das 5. Jh. Ein neuer Chorraum wurde wohl um 1500 hinzugefügt.
Wer im 400 Jahre alten Kirchengestühl Platz nimmt, spürt die unterschiedliche Gestaltung der Männer- und Frauenseite am eigenen Leib: Kniebank mit Armstützen und Sitzgelegenheit für die Männer, während die Frauen sich mit einem Sitzbalken begnügen mussten.
Auf eine sinnlich-geistige Entdeckungsreise laden die in der Zeit um 1330 entstandenen Wandbilder in Seccomalerei ein. Die erhaltenen Fragmente zählen zu den ältesten Zeugnissen sakraler Bildkunst in der Diözese Feldkirch. Besonders eindrücklich schildert die Weltgerichtsdarstellung auf der Westwand mittelalterliche Moralvorstellungen. Dem Jüngsten Gericht – Gottes endgültigem Scheiden in Gut und Böse, Licht und Dunkelheit, Leben und Verderben – kann niemand entfliehen.
Dem Mund des thronenden Weltenrichters entspringen zwei Schwerter, die den göttlichen Urteilsspruch symbolisieren. Der Zug der Seligen schreitet scheinbar schwerelos dem Tor des Paradieses entgegen. Daran schließt sich eine Darstellung der Auferstehung Jesu an. In den gegenüberliegenden Bildstreifen wird das Eingehen der Verdammten in die Hölle theatralisch geschildert. Die Personifizierungen der sieben Todsünden werden von einem Teufel in den Höllenrachen gestoßen.
Die nur mehr bruchstückhaft erhaltenen Wandmalereien an den Seitenwänden des Langhauses dienen der Darstellung biblischer Szenen, u.a. der Passion. Der unterste Bildstreifen der Nordwand ist mit einer dekorativen Vorhangmalerei versehen. Der Hochaltar aus dem Jahre 1631 beherbergt ein Marienbildnis. Die beiden Seitenaltäre zeigen ein reiches Heiligenprogramm: eine Schutzmantelmadonna mit dem Hl. Dominikus und der Hl. Katharina von Siena bzw. eine Heiligenschar, u.a. mit den beiden Pestpatronen Hl. Sebastian und Hl. Rochus.
Die Kreuzigungsgruppe am Architrav über dem Chorbogen beschließt das theologische Programm des Kirchleins: Im Kreuz keimt die Erlösung.
MMag. Othmar Lässer
Eine spirituelle Spurensuche
von Dr. Agnes Juen
Schwarz oder weiß:
Was gibt es dazwischen?
Gute Menschen oder böse Menschen:
Was gibt es dazwischen?
Wird Ent-Scheidung mit "Entweder-oder"gefällt,
oder gibt es das "Sowohl-als-auch"?
Gute Menschen, die Fehler machen, sind menschlich.
Gibt es böse Menschen, die gut sind?
Als Pilgerin sehe ich die gute Welt -
grau ist sie an Regentagen.
Wir Menschen kennen alle Schattierungen und Farben
in unserem Leben.
Schwerter aus dem Mund des Weltenrichters
stehen für Entscheidung und Gerechtigkeit.
Die Entscheidung liegt bei mir,
die offene Tür, das Leben und die Freiheit zu wählen,
und Ängste, auch Böses
mit Gottes Barmherzigkeit verwandeln zu lassen.
Adressen:
Pfarramt Bludesch
Hauptstraße 21
6712 Bludesch
Tel. +43 5550 3383
Gemeindeamt Bludesch
Hauptstraße 9
6719 Bludesch
Tel. +43 5550 2218
www.bludesch.at