Der interreligiöse Dialog ist für die katholische Kirche wichtig, weil sie davon überzeugt ist, dass es eine gemeinsame Suche nach Wahrheit und ein gemeinsames Streben nach Frieden und Gerechtigkeit braucht, um die Herausforderungen der heutigen Welt zu bewältigen. Die katholische Kirche betrachtet den Dialog als eine Chance, die Beziehungen zu anderen Religionen und Kulturen zu verbessern, um gemeinsam für das Gemeinwohl zu arbeiten. Diese Überzeugung findet sich in Ansprachen und Dokumenten der katholischen Kirche wieder, wie zum Beispiel im Zweiten Vatikanischen Konzil und in der Enzyklika "Nostra Aetate" von Papst Paul VI.
Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen. Für ein friedliches Zusammenleben in der Welt. 2019 |
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Ansprache von Johannes Paul II in der Omaijadenmoschee in Damaskus, am 6. Mai 2002 |
„Es ist wichtig, dass Muslime und Christen auch in Zukunft gemeinsam philosophische und theologische Fragestellungen erforschen, um eine objektivere und vollständigere Kenntnis des Glaubens der anderen Seite zu bekommen. Ein besseres gegenseitiges Verständnis wird auf praktischer Ebene gewiss dazu führen, unsere beiden Religionen auf neue Art und Weise darzustellen: Nicht als Gegner, wie es in der Vergangenheit allzu oft geschehen ist, sondern als Partner für das Wohl der Menschheitsfamilie.“ |
Johannes Paul II zur muslimischen Jugend in Casablanca – Marokko, 19. August 1985 |
„Deshalb komme ich heute als Glaubender zu euch. Und in großer Schlichtheit möchte ich den bezeugen, an den ich glaube, und von meinem Glauben, von dem, was ich als Glück der Menschen ersehne, und von dem, was ich aus eigener Erfahrung nützlich für euch halte, sprechen.“
„Er verlangt von jedem Menschen, jedes menschliche Geschöpf zu achten und als Freund, als Gefährten, als Bruder zu lieben.“ |
Konzilserklärung "Nostra Aetate" |
Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten. Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslim kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen. |
Presseerklärung der Österreichischen Bischofskonferenz (Herbstvollversammlung vom 3. bis 6. November 2008) |
„Die Kirche ist aber auch offen für das Gespräch mit Andersgläubigen und Andersdenkenden. Diese Offenheit bedeutet nicht, die eigenen Fundamente zu verdecken. Wir müssen wissen, wer wir selber sind und wofür wir selber stehen, wenn wir als Christen in ein solches Gespräch eintreten. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang der christlich-islamische Dialog, der in diesen Tagen im Vatikan einen neuen Höhepunkt erlebt. Die Präsenz von islamischen Mitbewohnern hat in manchen Gebieten Österreichs zu Ängsten vor einer Destabilisierung geführt. Viele dieser Menschen - beziehungsweise ihre Vorfahren - wurden ab den sechziger Jahren ausdrücklich als "Gastarbeiter" nach Österreich eingeladen. Sie haben zum Aufschwung Österreichs beigetragen. Sie sind Menschen mit spezifischen Traditionen, Überzeugungen und Gewohnheiten. Ein erhofftes Miteinander braucht Anstrengungen von beiden Seiten. Zu bedenken bleibt, was das Zweite Vatikanische Konzil über den Islam gesagt hat: "Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat". Aber das Konzil verweist auch auf den entscheidenden Unterschied zwischen Christen und Muslimen: "Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen". Die entscheidende Frage in allen Dialogen lautet: Wer ist Christus für mich? Nur ein Prophet, ein bedeutender Mensch? Oder Gott und Mensch, "wahrer Gott vom wahren Gott", wie es das große Glaubensbekenntnis aller christlichen Kirchen aussagt? Der Dialog mit den Zuwanderern - von denen weniger als die Hälfte aus einer islamisch geprägten Kultur kommt - ist aber nur ein Aspekt des gesellschaftlichen Dialogs, zu dem Österreich angesichts des 90-Jahr-Jubiläums der Republik aufgerufen ist.“ |