Als „Hot Spot“ bezeichnet man ja bekanntlich öffentlich drahtlose Internetzugriffspunkte. Der Begriff steht aber auch in der Geologie für ungewöhnliche heiße Regionen der Erdkruste und in der Biologie kennt man den Begriff für eine Region mit hoher, stark bedrohter Artenvielfalt. Die Hot-Spot-Talks, entwickelt von der Berufungspastoral in Vorarlberg, tragen somit einen äußerst vielseitigen Namen für eine neue „Kultur der Auseinander-Setzung mit Themen des Glaubens und des Lebens“ unter jungen Leuten.
Seit einem Jahr gibt es sie, diese Talks über Gott und die Welt. Sie finden regelmäßig an verschiedenen Orten in Vorarlberg statt und versammeln junge Leute – eine bedrohte Artenvielfalt der Kirche? - zwischen 17 und 25 vom Bregenzerwald bis ins Montafon. Hier werden Themen des Lebens und des Glaubens diskutiert, die junge Menschen heute bewegen. An den Talks nehmen mittlerweile bis zu 70 junge Leute teil. Immer wieder kommen Neue dazu, aber man trifft auch bereits bekannte Gesichter. Unter ihnen sind kirchlich sozialisierte Jugendliche genauso wie junge Leute die unverblümt provokante Fragen stellen, weil sie ein Leben führen, das mit Kirche oder dem Christentum zunächst äußerlich nicht viel am Hut hat.
Fixstarter bei all den Talks, ganz egal worüber wir reden, ist Bischof Benno Elbs. Ihm ist es ein Herzensanliegen heute mit jungen Leuten das unverkrampfte Gespräch über den Glauben zu führen und sich auf einen offenen Dialog auf Augenhöhe einzulassen. Ganz egal welches Thema gerade ansteht: Stress & Zeitmanagement, Essen zwischen Genuss & Verschwendung, Kann nur ein „Gestörter“ an Gott glauben oder wie steht es um meine Zivilcourrage? Junge Menschen bringen ihre Statements vor, dazu werden Filmsequenzen aus spannenden Kinostreifen serviert und der Bischof schildert seinen persönlichen Zugang zu den aufgeworfenen Fragen. „Ich freue mich wirklich immer aufs Neue auf jeden Talk“, meint Elbs: „Jugendliche sind voller neuer Ideen und Tatendrang. Sie haben einen offenen Blick in die Zukunft ohne die Gegenwart außer Acht zu lassen. Durch die Gespräche, die hier entstehen, erfahre ich auch mehr über mich und es ist wie eine kleine Begegnung mit Gott.“
Ausprobiert und entwickelt wurde das Konzept der Hot-Spot-Talks in der Akademie für Evangelisation der Gemeinschaft Emmanuel in Wien. Dort hat das Kind einen anderen Namen und man spricht von den sogenannten Spirit & Soul-Abenden die viele junge Studenten aller Studienrichtungen anziehen. 15 – 20 Studenten – manche Christen, andere Agnostiker - bilden ein gemeinsames Leitungs-Team, begleitet von Mentoren. In einem partizipativen Prozess werden Lebens- und Glaubensthemen in einer der Jugendkultur naheliegenden Art und Weise in Szene gebracht. Die Träger des Projekts sind die jungen Leute selbst. Der Schwerpunkt an den Talk-Abenden liegt in der konkret gelebten Gastfreundschaft für jeden der kommt. Gemeinsam essen, zuhören, bedienen, diskutieren, nachfragen und sich für jeden interessieren sind die wichtigen und einfachen Zutaten für einen gemeinsamen neuen Aufbruch auf dem Weg des Glaubens. Papst Franziskus ruft immer wieder zum lebendigen Dialog auf. In einer Begegnung mit jungen Studenten aus Japan betonte er letztes Jahr, dass die Zukunft der Kirche davon abhängt, ob es uns gelingt, intelligente Fragen zu stellen. Das wird hier mit viel Freude und Leidenschaft versucht umzusetzen.