Welche Perspektiven brauchen Kinder und Jugendliche jetzt? Was können Eltern beitragen, um ihre Kinder gut durch diese Zeit zu begleiten? Diesen und anderen Fragen versuchten die beiden Expertinnen Dr.in Eva Häfele, Sozialwissenschaftlerin, und Mag.a Dr.in Veronika Burtscher-Kiene, Klinische- und Gesundheitspsychologin im Bereich Kinder, Jugendliche und Familie, Ehe- und Familienzentrum beim Gesellschaftspolitischen Stammtisch zu beantworten. Häfele fasste in ihrem Referat zahlreiche nationale und internationale Studien zusammen. Grundtendenz: Viele Kinder und Jugendliche fühlen sich unsicher und isoliert, sind ängstlich und leiden häufiger an einer depressiven Grundhaltung. Essstörungen, innere Unruhe, fehlende Motivation und Überforderung runden das Gesamtbild ab. Bereits Volksschulkinder zeigen inzwischen eine Vielzahl von Symptomen. Angefangen von Schlafstörungen bis hin zu psychosomatischen Beschwerden. Während der Lockdowns hat sich klar gezeigt, dass die Schule nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein sozialer Raum der Begegnung ist.
Der Wegfall dieses Begegnungsraum kann zu nachhaltigen Auswirkungen führen, nicht nur schulisch, sondern auch sozial, da das Zusammensein zu einem großen Teil verloren ging. Zudem verbringen junge Menschen einen Großteil ihrer Zeit in Organisationen wie Sportvereinen. Auch hier war das soziale Leben von jetzt auf gleich weggebrochen.
Veronika Burtscher-Kiene betonte, dass für viele Kinder und Jugendliche ihr eigenes Zimmer der letzte Rückzugspunkt wurde. Hier kamen die sozialen Unterschiede ganz deutlich zum Tragen. Es machte einen Unterschied, ob man in einem Haus mit Garten oder in einer kleinen Wohnung den Lockdown zu bewältigen hatte. Zu den sozialen Einschränkungen kamen Zukunftsängste: wie geht es weiter, wird die Matura durchgeführt, kann man mit der Lehre starten etc.
Auch die Eltern standen vor Situationen, die ihnen unbekannt waren. Sie mussten ihren Kindern erklären, warum diese plötzlich eine Gefahr für ihre Großeltern darstellten, warum die Kindergärten geschlossen waren, sie ihre Freunde nicht mehr treffen durften und vieles mehr. Der ganz normale Alltag veränderte sich für die Kinder sehr, von den wöchentlichen Coronatests bis hin zum ständigen Maskentragen in den Schulen.
Burtscher-Kiene sieht aber auch durchaus positive Aspekte, die man aus den vergangenen beiden Jahren mitnehmen kann. Mit viel Kreativität schafften es viele Institutionen, trotz Kontaktbeschränkungen vieles durchzuführen. Wenn man schon mit den Maßnahmen leben muss, so sollte man versuchen, so kreativ wie möglich mit ihnen umzugehen. So wie eine Teilnehmerin des Stammtisches, die darüber berichtete, wie ihre Familie Abwechslung in den Lockdown gebracht hat: Den Weihnachtsmarkt im Garten mit den typischen Getränken feiern, gemeinsame Filmabende, kulinarische Urlaubstage, an denen es den ganzen Tag nur italienische oder amerikanische Speisen gab und vieles mehr. Veronika Burtscher-Kiene betonte abschließend, wie man zukünftig mit der Situation umgehen könnte: „Einfach Mitschwingen, mit dem was kommt und offen sein für Neues“, so ihr Tipp.