Maria Stromberger leistete humanitäre Hilfe und arbeitete mit dem polnischen Widerstand im Vernichtungslager Auschwitz zusammen, wo sie als Krankenschwester tätig war.
Über Maria Strombergers Leben vor ihrer Zeit in Auschwitz ist nur sehr wenig bekannt. Geboren wird sie am 16. März 1898 in Metnitz, einer im Norden Kärntens gelegenen Marktgemeinde mit damals etwa 3.500 Einwohnern. Mit sechs Jahren erkrankt Maria Stromberger sehr schwer. Entgegen den Erwartungen tritt aber Besserung ein und das Kind erholt sich. Bereits mit vierzehn Jahren, also noch in der Zeit der Monarchie, absolviert sie einen Kindergärtnerinnenkurs, übt diesen Beruf aber – vielleicht wegen des Krieges – nicht aus, sondern macht erst eine landwirtschaftliche Ausbildung und lernt später auch das Hotelwesen.
Nachdem ihr Vater einen Schlaganfall erleidet, erklärt sie sich bereit, ihn bis zu seinem Tod zu pflegen. Erst jetzt will sie sich ihren lang gehegten Wunsch erfüllen und Krankenschwester werden. Auf Vermittlung ihrer Schwester Karoline Greber, sie lebt bereits seit über zwanzig Jahren hier, gelangt Maria Stromberger ans Sanatorium Mehrerau, wo sie als „Lehrschwester“ aufgenommen wird. Zur weiteren Ausbildung kommt Maria Stromberger dann an die Schwesternschule in Heilbronn. Sie schließt ihre Ausbildung mit dem Diplom ab, kehrt wohl in die Mehrerau zurück und ist mit Leib und Seele Krankenschwester. Nach einem Kurzaufenthalt in Göppingen und der Rückkehr nach Bregenz zieht sie weiter nach Klagenfurt wo sie im Krankenhaus arbeitet. Dort erfährt sie von verwundeten Soldaten über Verbrechen, die in Polen begangen würden, und sucht um eine Versetzung nach Polen an.
Am 1. Juli 1942 wird Maria Stromberger aus Kärnten nach Königshütte in Polen – etwa 35 Kilometer Luftlinie von Auschwitz entfernt – versetzt. Sie arbeitet am städtischen Infektionsspital als Abteilungsschwester auf der Infektionsabteilung. Hier kommt sie zum ersten Mal in Kontakt mit Menschen aus Auschwitz. Neben Zivilpersonen sind auch zwei ehemalige Häftlinge darunter. Von ihnen erfährt sie, dass in Auschwitz Krankenschwestern arbeiten, die die gleiche Kleidung tragen wie Schwester Maria. Daraufhin begibt sich Maria Stromberger zur Kreisverwaltung in Kattowitz, der sie als „freie Schwester“ untersteht, und bittet um Versetzung nach Auschwitz.
Am 30. Oktober 1942 beginnt Maria Stromberger ihren Dienst im SS-Revier, einem zweistöckigen Gebäude, das sich unmittelbar am elektrisch geladenen Stacheldraht, aber außerhalb des eigentlichen Lagers befindet. Dort arbeitet auch der polnischen Häftling Edward Pys. Mit der Zeit entsteht eine Vertrauensbasis zwischen Pys und der NS-Schwester Maria Stromberger. Diese ist bemüht, immer und überall, wo es möglich ist, zu helfen. Wenn sie Häftlingen begegnet, versucht sie, ihnen etwas zuzustecken und sie mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen.
Sehr wichtig sind von Anfang an auch die Informationen, die Stromberger an die Häftlinge weitergibt. Sie spricht mit ihnen offen über alles, was sie bei SS-Männern, Ärzten und Offizieren hört. Dadurch können die Häftlinge vorgewarnt werden, Gefahren besser abschätzen und ihnen aus dem Weg gehen und rechtzeitig auf Veränderungen reagieren.
Schließlich wird Maria Stromberger auch Teil der Widerstandsgruppe – auch „Kampfgruppe Auschwitz“ genannt –, die von zwei Polen und zwei Österreichern geleitet wird und, neben der Rettung von Menschenleben, ihre wichtigste Aufgabe darin sieht, Informationen über Auschwitz aus dem Lager zu schmuggeln, um die Wahrheit über die Verbrechen der Nazis der Welt mitzuteilen. Dazu ist es nötig, Beweise für diese Verbrechen, wie detaillierte Aufstellungen, Pläne und Fotos aus dem Lager zu schmuggeln und an Kontaktleute, die für größtmögliche Verbreitung der Informationen sorgen sollen, zu übergeben. So beginnt Maria Stromberger damit, Informationen für die Widerstandsgruppe aus dem Lager zu schmuggeln.
Eine misslungene Flucht und der Tod ihrer Freunde setzten der schwer herzkranken Maria Stromberger im Herbst 1944 arg zu. Wegen des Bombenangriffs und der sich zuspitzenden Frontsituation kommt es Ende Dezember 1944 zur Verringerung der Belegschaft in Auschwitz. Maria Stromberger wird an das neurologische Krankenhaus in Prag überwiesen. Drei Wochen später gelangt sie schließlich noch vor Kriegsende zurück nach Bregenz. Hier erlebt sie die Beschießung der Stadt durch die französischen Truppen mit und das Ende des Krieges. Im Zuge der Entnazifizierung durch die französische Besatzungsmacht wird auch Maria Stromberger als ehemalige Krankenschwester im K.L. Auschwitz verhaftet. Ihr wird vorgeworfen, Häftlinge mit Phenol getötet zu haben. Sie verbringt einige Wochen im Gefängnis und kommt dann ins Internierungslager Brederis. Dieses kann sie am 23. September 1946 durch einen Gnadenakt, das heißt ohne Prozess, vorzeitig verlassen.
Vom „Bundesverband der österreichischen Widerstandskämpfer und Opfer des Faschismus“ (KZ-Verband) wird sie auf Betreiben Hermann Langbeins hin im Februar 1955 zum ersten Ehrenmitglied ernannt. Am 11. April 1957 schickt der KZ-Verband herzliche Grüße vom Treffen in Wien an Maria Stromberger und bedauert sehr, dass sie an diesem Ereignis nicht teilnehmen kann. Auch von einer Tagung aus Frankfurt sendet ihr das Internationale Auschwitz-Komitee noch Grüße, die sie aber nicht mehr erreichen. Am 18. Mai 1957 um halb acht Uhr früh stirbt Maria Stromberger an einem Herzinfarkt.