Nachdem er bereits 1936 zweimal in Haft war, sollte Samuel Spindler aus „rassischen“ und politischen Gründen 1942 in ein KZ deportiert werden. Dem kam er zuvor indem er den Freitod wählte.
Geboren wurde Samuel Spindler als lediges Kind am 21. April 1882 in Majdan Sredni, Fraktion Graniczny in Galizien. Seine Mutter gehörte der mosaischen Religionsgemeinschaft an. Seit seinem 7. Lebensjahr wurde er laut eigener Aussage „deutsch“ erzogen. Im Jahr 1898 verließ er mit 15 Jahren seine Heimat Galizien und begab sich auf Wanderschaft. Als Reisender verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit verschiedenen Gelegenheitsarbeiten, bis er schließlich das Schuhmacherhandwerk erlernte.
1907 führte ihn seine Reise nach Bregenz, wo er sich ab Dezember 1907 niederließ. Seine politische Karriere begann 1909, als er Mitglied der Sozialdemokratischen Partei wurde. Aufgrund des politischen Ehekonsens - dieser bestimmte, dass Dienstboten, Gesellen und Handwerker vor ihrer Eheschließung eine Bestätigung der Gemeinde benötigten, die garantierte, dass gegen ihre Heirat kein politisches Hindernis vorlag – heiratete Spindler Maria Vobr die er in der sozialdemokratischen Frauenbewegung kennengelernt hatte, bei einem Geistliche in Salzburg. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Ehepaar Spindler eine ledige Tochter, Franziska, genannt Fanny. 1912 folgte die zweite Tochter Emilie. Im selben Jahr konvertierte das Ehepaar Spindler zum evangelischen Glauben.
Mit dem Zerfall der Donaumonarchie wurde es möglich, Mitglieder der Sozialdemokratie als Vertreter in die Parlamente zu entsenden und Samuel Spindler beteiligte sich aktiv an der Bregenzer Gemeindepolitik. 1921 wurde er Sekretär der Textilarbeitergewerkschaft, 1933 Obmann des Bildungsausschusses der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei.
Im Austrofaschismus unter Engelbert Dollfuß wurde 1934 für die SPÖ ein Betätigungsverbot verhängt. Für Samuel Spindler und auch dessen Tochter Fanny, die seit dem Jahr 1928 Mitglied der soziademokratischen Partei war, bedeutete das die fristlose Entlassung aus allen politischen Ämtern. Samuel Spindler bemühte sich um eine neue Arbeitsstelle, als Vertreter für Radios, Schreibmaschinen und Fahrräder konnte er allerdings kaum zum Familieneinkommen beitragen. Neben der schwierigen finanziellen Situation gab es eine weitere Bedrohung. Die Familie war immer häufiger der Beobachtung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Nach dem „Anschluss“ im Jahr 1938 wurde Samuel Spindler in Schutzhaft genommen. Sein Gesundheitszustand reagierte auf die zunehmende Bedrohung durch die Nationalsozialisten. Sein Magen konnte die Aufregung nicht ertragen. Er litt an Magengeschwüren. Mehrere Operationen waren die Folge.
Trotz der Warnung ihres Vaters wurde seine Tochter Fanny im Oktober 1941 inhaftiert, da sie sich wiederholt kritisch gegenüber dem NS-Regime geäußert hatte. 1942 bedrohte die Gestapo Samuel Spindler neuerlich. Bei einer Vorladung in die Bregenzer Gestapozentrale wurde ihm mitgeteilt, dass er Bregenz verlassen muss, wenn er nicht Spitzeldienste leistet. Samuel Spindler konnte und wollte den Weg der Verleumdung aber nicht gehen. Er sah keinen Ausweg mehr und setzte in der Nacht vom 10. auf den 11. November 1942 seinem Leben durch die Einnahme von Gift ein Ende.