Der Hörbranzer Josef Anton King wurde wegen humanitärer Hilfe für Fremdarbeiter am 6.6.1944 verhaftet. Über Innsbruck gelangte er nach Mauthausen, wo er am 20.4.1945 umgebracht wurde.
Am 17. Februar 1922 als Sohn einer Bauersfamilie in Hörbranz geboren, erhielt er wegen seiner auffallenden Intelligenz die schulische Ausbildung im Knabenseminar Paulinum in Schwaz in Tirol. Obwohl von kleiner Statur, schwächlich und kurzsichtig, war Josef Anton King seinen Mitschülern geistig weit überlegen. Neben musikalischer Begabung – er spielte Zither und war ein ausgezeichneter Chorsänger – zeigte er auch Begeisterung für Technik.
Früh schon erkannte King die dramatische Veränderung der politischen Lage, so prophezeite er knapp vor der Auflösung des Paulinums durch das nationalsozialistische Regime im Jahr 1938: „Europa wird sich für oder gegen Christus entscheiden müssen.“ 1941 bestand er im Gymnasium in Bregenz die Matura mit Auszeichnung, doch seine Absicht Priester zu werden, konnte er zur damaligen Zeit nicht verwirklichen.
Zur Wehrmacht eingezogen, fiel der Hochbegabte wegen seiner überdurchschnittlichen sprachlichen Begabung auf und wurde als Dolmetscher eingesetzt. Aufgrund seiner schlechten körperlichen Verfassung – besonders wegen seiner starken Kurzsichtigkeit – wurde King schließlich aus dem Militärdienst entlassen und arbeitete im landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters in Hörbranz. Lange blieb der Gestapo in Bregenz das Sprachtalent Josef Kings nicht verborgen: Zur Einvernahme von Zwangsarbeiter:innen aus Polen, der Ukraine und Russland wurde er ab 1943 als Übersetzer und Zensor dienstverpflichtet. Seine außergewöhnlichen Fremdsprachenkenntnisse setzte er zum Wohl der Ostarbeiter:innen ein, denen er Freund und Gleichgesinnter war.
King kam auch in Kontakt mit russischen Widerstandsgruppen, für die er Flugblätter weiterleitete. Doch seine gelebte Menschlichkeit wurde ihm zum Verhängnis: Am 6. Juni 1944 erfolgte seine Verhaftung durch die Gestapo. Nach kurzem Gefängnisaufenthalt in Lindau am Bodensee wurde Josef King in die „Schmerlinger Alm“ nach Innsbruck überstellt. Dort musste er mehrere Bombenangriffe miterleben, ohne sich in sichere Bunker zurückziehen zu können. Am 8. Jänner 1945 erfolgte die Deportation in das Konzentrationslager Mauthausen. Im gefürchteten „Schutzhaftlager“ wurde er wieder als Dolmetscher eingesetzt.
Das Kriegsende erlebte Josef Anton King nicht mehr. Am 24. April 1945 wurde er als „Geheimnisträger“ und „damit die Alliierten keine aufbauwilligen Kräfte vorfinden“ - hauptsächlich wohl deswegen, weil er Zeuge der grauenvollen Verbrechen der SS im Konzentrationslager geworden war – am 24. April 1945 im KZ Mauthausen durch einen Genickschuss getötet. Sein Leichnam wurde verbrannt.
Knapp zwei Wochen später erreichten die Amerikaner die Gemeinde Mauthausen, am 7. Mai 1945 wurde das Lager von der 11. Panzerdivision der dritten US Armee unter dem Kommando des Colonel Seibel übernommen und dadurch endgültig befreit.
Am 12. August 1945 fand in Höbranz für ihn ein Sterbegottesdienst statt und am 7. Juni 1982 wurde ihm posthum das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs verliehen. Am 6. November 1988 wurde der Gedenkstein auf dem Hörbranzer Friedhof enthüllt. Seit dem 25. Oktober 2007 erinnert ein Denkmal im Paulinum in Schwaz an J. A. King.