Der Jesuitenpater und Professor an der Stella Matutina in Feldkirch, Alois Grimm SJ wurde wegen "Wehrkraftzersetzung" und "defaitistischen Äußerungen" am 11.9.1944 hingerichtet.
Der am 24. Oktober 1886 in Külsheim in Nordbaden geborene Alois Grimm spielte nach seinem Abitur mit dem Gedanken Marineoffizier zu werden. Nach Exerzitien in Valkenburg (Holland) stand sein Berufswunsch jedoch eindeutig fest: Er entschloss sich, Jesuit zu werden und im Noviziat in Feldkirch-Tisis um Aufnahme anzusuchen. Gegen den Wunsch seines Vaters, der ihm als Erstgeborenem die elterliche Landwirtschaft zugedacht hatte, begann Alois Grimm im April 1907 das Noviziat für die süddeutsche Jesuitenprovinz in Feldkirch. Nach seinem Studium in Valkenburg kam Grimm ein zweites Mal nach Feldkirch, um am Jesuitengymnasium Stella Matutina Deutsch, Latein und Griechisch zu unterrichten.
Der Erste Weltkrieg, die Ordensausbildung (Priesterweihe1920), und weitere Studien unterbrachen seine Lehrtätigkeit, ehe er im Herbst 1926 wieder in den Dienst der Stella Matutina trat. Sowohl Schüler als auch Lehrerkollegen beschrieben ihn als tüchtige, sachlich überaus kundige und geachtete Autorität. Sein streng verfolgtes Lehrziel bestand in der umfassenden Bildung seiner Schüler.
Für P. Grimm gehörte dazu auch, junge Menschen für den Glauben an Christus zu begeistern. Er engagierte sich über die eigentliche Lehrtätigkeit hinaus bei der Marianischen Kongregation. Auch nach 1938 blieb P. Grimm seinem Bildungsanliegen treu und kritisierte vor Feldkircher Jugendlichen die Ideologie des Nationalsozialismus: „Wir leben in einer schweren Zeit. Unsere Verantwortung vor Gott und den kommenden Jahrhunderten wird groß sein. Unser Arbeiten, Beten und Opfern muss dazu beitragen, dass die Gegenwart und die Zukunft Christus, dem König gehören“, schreibt P. Grimm. Von der Kanzel aus geißelte er auch die Kirchenpolitik der Nationalsozialisten und beschwor den „Feuerbrand der Liebe Gottes“ in der gegenwärtigen „Fastenzeit“ für Kirche und Land.
Zwei Spitzel, die sich von P. Grimm Konvertitenunterricht erteilen ließen, protokollierten alle seine regimefeindlichen Äußerungen mit. Nach dem Gottesdienst am 14. Oktober 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet. Am Feldkircher Bahnhof begegnete er einem Mitbruder und erklärte: „Nun ist es aus.“ Seine wechselnden Inhaftierungsorte blieben über Monate hinweg unbekannt.
Am 12. August 1944 schließlich fand die Verhandlung vor dem Volksgerichtshof in Berlin statt. Die beiden Spitzel traten als Zeugen auf, ihre Aufzeichnungen dienten als Beweise gegen P. Grimm. Das Urteil lautete „Todesstrafe und Ehrverlust wegen Wehrkraftzersetzung und Defätismus“. Einzelhaft und Isolierung folgten. Am 11. September 1944 wurde P. Grimm mit 24 anderen Verurteilten zum Schafott geführt und enthauptet. Sein unerschrockener Mut, gepaart mit seiner Gutgläubigkeit, waren ihm zum Verhängnis geworden.
Im letzten Brief an seine Geschwister schreibt er: „Glaubt nicht, dass ich ein Verbrecher sei! Wohl aber bin ich ein Sünder und Bettler vor Gott, vertraue aber auf seine Liebe und sein Erbarmen. Trauert nicht um mich, freut Euch vielmehr, dass ich zum Vater gehen darf, dem gekreuzigten Heiland ähnlich. Ich sterbe für das Reich Gottes in Treue für Christus und seine Kirche.“
Text von Karin Bitschnau aus dem Vorarlberger KirchenBlatt, Okt. 2008