Aus psychiatrischer Sicht wird das menschliche Dasein von zwei gegenständlichen Kräften bestimmt: Vom Vitaltrieb, welcher auf Selbsterhaltung und Weiterentwicklung, auf Liebe und Mitmenschlichkeit, auf Kreativität und Konstruktivität, auf Bewahren und Sinnfindung, kurzum auf „Ja zum Leben“ ausgerichtet ist. Dem gegenüber steht der Todestrieb, der sich in Rücksichtslosigkeit und destruktivem Verhalten, in lebensfeindlicher Aggressivität und Verachtung, in selbstzerstörerischen Mustern und Wunsch nach Erstarrung, also im „Nein zum Leben“ äußert. Für das Überleben der Menschheit ist das Obsiegen des Lebenstriebes elementar. Gerade in Zeiten, in denen die Zerstörung menschliche Lebens mancherorts industrialisiert wird, in denen immer mehr Menschen an den Rand gedrängt und in eine hilflose Position gebracht werden, in denen der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist und im nahen Osten und andern Krisenregionen das Leben von Soldaten und Zivilisten auslöscht, muss alles gegen den unseligen Todestrieb der Menschheit getan werden.
„Ja zum Leben“ ist für Menschen, die sich selbst noch nicht oder nicht mehr helfen können, die einzige Chance, am Menschsein überhaupt teilnehmen zu können. Für Mitmenschen, die sich in einer verzweifelten, als aussichtslos erlebten Situation bedeutet dieser Appell für das Leben Hoffnung. Und er gibt ihnen Sinn: „Ja zum Leben“ hilft zu überleben, öffnet neue Perspektiven und spendet Halt, vielleicht sogar ein Stück Geborgenheit in einer scheinbar sinn- und hoffnungslosen Lebenssituation.
Die Initiative „Jugend und Leben“ ist deshalb von größter Wichtigkeit. In einer Zeit, in der das menschliche Leben auf so vielseitige, zum Teil ungeahnte Form bedroht ist, kommt gerade der lebensbejahenden Perspektive von jungen Menschen enorme Bedeutung zu.