Weltweit seien mehr als 360 Millionen Christinnen und Christen einem hohen bis extremen Maß an Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt, heißt es auch im aktuellen Weltverfolgungsindex (WVI) des internationalen Hilfswerks für verfolgte Christen. Kurt Igler, Geschäftsführer von "Open Doors Österreich" forderte die österreichische Politik und Öffentlichkeit daher auf, den UN-Gedenktag zu nutzen, um eine klare Position gegen Gewalt gegen Christen sowie andere religiöse Minderheiten zu beziehen.
Infolge der Gewalt würden immer mehr Christen in Isolation, Unsicherheit und Angst leben, entdeckt oder angegriffen zu werden. Die Spirale der Gewalt habe zudem Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft und zukünftige Generation, warnte das 1955 gegründete Hilfswerk.
Die Übergriffe gegen religiöse Minderheiten zeigten sich in physischer wie materieller Gewalt, in Kirchenschließungen, Verhaftungen, Zwangsverheiratungen, Missbrauch, Vertreibung, Plünderungen von Häusern oder Geschäften oder Angriffe auf Kirchengebäude und andere christliche Gebäude wie Schulen oder Krankenstationen. Auch Kirchen könnten keine Sicherheit mehr bieten. Vielfach würden Geistliche getötet oder müssten die Region verlassen, informierte "Open Doors".
Neben den gegenwärtig schon sichtbaren Schaden der Gewalt wirken sich, so "Open Doors", deren negative Folgen auch auf künftige Generationen aus, da junge Menschen oft ohne Schulausbildung aufwachsen und dadurch anfälliger für extremistische Gruppen seien. Christen bilden auch laut einem Bericht des Washingtoner Pew Research Center jene Religionsgemeinschaft, die weltweit am stärksten von zunehmender Gewalt wegen ihres Glaubens ausgesetzt ist.
Die Verfolgung von Christen wegen ihres Glaubens gehe in einigen Ländern von Regierungen aus, oftmals aber auch von extremistischen religiösen und politischen Gruppen. Iran und China sind laut "Open Doors" zwei Negativbeispiele dafür, wie Regime gegen "Abweichler" wie Christen in ihrem Land vorgehen.
Besonders in Nigeria und in Subsahara-Afrika habe die Gewalt gegen Christen erheblich zugenommen, wie aus dem aktuellen Bericht hervorgeht. Die Gewalt breite sich aktuell auf den gesamten Schwarzen Kontinent aus: So sind bereits die Sahelzone, das Tschadsee-Becken, die Ostküste Afrikas bis nach Mosambik sowie Kamerun von islamistischem Terror betroffen. Vor allem Kamerun mit einer christlichen Bevölkerungsmehrheit erlebt im Norden des Landes brutale Angriffe durch Boko-Haram-Kämpfer auf christliche Dörfer. Laut "Open Doors" kommt es zu Zwangskonvertierungen zum Islam und Entführungen.
Auch im Bundesstaat Manipur im Nordosten Indiens herrschen seit Monaten Auseinandersetzungen, die auf Spannungen zwischen der größten ethnischen Gruppe der Meitei, vorwiegend Hindus, sowie der Minderheit der Kuki-Zomi, die mehrheitlich Christen sind, zurückgehen. Christen sowie christliche Kirchen und Institutionen seien zunehmend zur Zielscheibe geworden: Zuletzt wurden 60 Christen getötet, 35.000 Christen mussten fliehen, 397 Kirchen und 6 christliche Institutionen wurden zerstört.
Das Europäische Parlament (Brüssel) verabschiedete daher im Juli eine Dringlichkeitsresolution zu den Vorfällen in Manipur. Diese forderte die lokale Regierung auf, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, "um der anhaltenden ethnisch und religiös motivierten Gewalt unverzüglich Einhalt zu gebieten".-Geschäftsführer Igler begrüßte die Resolution, rief die Staatengemeinschaft jedoch auf, ebenso nach Afrika, Bangladesch oder Nordkorea zu blicken.
Das überkonfessionelle Hilfswerk "Open Doors" wurde 1955 gegründet und hilft verfolgten Christen ungeachtet ihrer Konfession in mehr als 70 Ländern. Zu den Projekten zählen unter anderem Engagement für Gefangene, Nothilfe und Trauma-Arbeit, die Bereitstellung von Bibeln und christlicher Literatur, die Ausbildung von Gemeindeleitern sowie die Unterstützung von Familien ermordeter Christen. "Open Doors" veröffentlicht zudem jährlich den "Weltverfolgungsindex". (Infos: www.opendoors.at)
(kathpress.at/red.)