Klar habe er Zweifel. Irgendwie gehe das ja gar nicht anders, sagt Marco Michalzik, Spoken-Word-Artist, Autor und Blogger aus Deutschland. Ach ja, und Marco Michalzik ist mit Jesus unterwegs. Sinnbildlich natürlich.
Mira Ungewitter surft gern – und sie ist Pfarrerin in einer Projektgemeinde in Wien. Wenn sie predigt, dann hat da manchmal auch Johnny Cash das Wort. Und ein Schluck aus dem coffee-to-go-Becher darf es auch mal sein. Mit dem „kleinkarierten Regel-Jesus“ tue sie sich schwer, hat sie einmal gesagt. Auch, dass Gott gerne mit Weintrinkern, Versagern und spannenden Frauen arbeitet. Die Bibel sei voll von Menschen, die eben keine klassischen Helden sind.
Mira Ungewitter und Marco Michalzik haben Zulauf. Sie sind das, was man als „hip“ bezeichnen könnte. Warum? Vielleicht, weil sie wie es Marco Michalzik formuliert, mit einem „Alltags-Jesus“ unterwegs sind. Jesus ist für sie nämlich absolut alltagstauglich. So stellen sie ihn auch dar und damit landen sie. Aber, darf man das überhaupt? Heute, wo doch eigentlich niemand sicher weiß, wie dieser Jesus denn so war. Das fragen sich Mira Ungewitter, Marco Michalzik, der Dozent Rainer Oberthür und der Ordensmann Christian Rutishauses beim Herbstsymposion 2023 in St. Arbogast.
Mit dem Herbstsymposion startet man in der Katholischen Kirche Vorarlberg traditionellerweise in das neue Arbeitsjahr. Am Anfang steht also ein inhaltlicher Impuls, ein Denkknochen. Der fällt heuer mit der Person Jesus natürlich sehr gehaltvoll aus. Denn es ist bis heute nicht leicht, für diesen Menschen, der ja auch Gott war, der Jude blieb und Christus war eine passende Schublade zu finden. Zum Glück, muss man da ergänzen.
Stehen Mira Ungewitter und Marco Michalzik für die eine Gegenwart des Christentums, so nähert sich Rainer Oberthür der Person Jesu auf eine andere Art. Er stellt sich Fragen anhand jener Fragen, die Jesus in den Evangelien gestellt hat. „Es sind gezählt über 220 Fragen“, erzählt Oberthür da und auch, dass wir auf diesem Meer an Fragen lange weiterrudern können.
Eine Frage, mit der „die Kirche“ auch schon einige Zeit auf See ist, ist die nach dem Verhältnis von Judentum und Christentum, erklärt schließlich Christian Rutishauser. So eigenartig sich das heute auch ausnimmt, die Diskussion darüber, ob man als Christin oder Christ denn zuerst Jude bzw. Jüdin werden müsse, wurde geführt. Natürlich nicht erst gestern. Dennoch, das Verhältnis zwischen Judentum und Christentum, ob es ein Nebeneinander oder Miteinander sei, bleibt im Gespräch.
Diese vier Positionen sind es nun, die das Diskussionsfeld des Herbstsymposions 2023 abstecken: Wer war dieser Jesus und wie alltagstauglich ist er heute noch? Wie kann von ihm erzählt werden – auch im Blick auf und durch die Brille anderer Religionen?
Das Herbstsymposion der Katholischen Kirche Vorarlberg ist eine Kooperation von Pastoralamt, Schulamt, der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Edith Stein/Feldkirch sowie dem Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast. Auf Einladung dieser Institutionen wird ein Thema von Referent:innen aus dem europäischen Raum vorgestellt und in Workshops gemeinsam mit den Teilnehmenden des Symposions bearbeitet. Jedes Jahr nehmen rund150 Frauen und Männer aus allen Bereichen des kirchlichen Lebens daran teil,
Herbstsymposion 2023
4. September, 8:30 Uhr bis 5. September, 12 Uhr
Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast
Referent:innen
Montag - Der Mensch Jesus
Nachmittag/Der andere Blick
Dienstag - Von Jesus als Christus in der Schule und Seelsorge sprechen