
Steht eine Prüfung an oder eine größere OP, ist jemand krank oder auch wieder gesund geworden – der Kerzenstand ist für viele Menschen gerade in Ausnahmesituationen eine der ersten Anlaufstellen. Warum? Zum einen ist er leicht zu erreichen (meistens vorne links – oder auch rechts im Kirchenraum). Zum anderen ist er ein absolut niederschwelliger Ankerpunkt für die Hoffnungen, die Trauer und den Dank von Menschen.
Dabei ist es überhaupt nicht egal, wo dieser Kerzenstand in einem Kirchenraum positioniert wird, wie Baumeister Markus Fulterer, Leiter des Diözesanen Bauamtes erklärt. So „reiche“ der Kerzenstand alleine eben nicht aus. Viel mehr brauche es einen „Konzentrationspunkt“ – ein Andachtsbild, eine Heiligenfigur, ein besonderes Kunstwerk oder Glasfenster – quasi als „Begleiter“ des Kerzenstandes. Damit wird der Tätigkeit des Kerzenanzündens ein ruhiges Gegenüber geschaffen, das Gedanken und Gebete bündeln kann.
Das zum einen und zum anderen kann man durch die Positionierung von besonderen Elementen in einem Kirchenraum natürlich auch die Wege und Gänge der Besucher und Besucherinnen leiten. Jeder Raum ist hier anders. In jeder Kirche bieten sich andere Möglichkeiten an, wie die Balance zwischen liturgischem und kunstgeschichtlichem Raum und den Orten der Volksfrömmigkeit gehalten werden kann. Sicher ist, der Kerzenstand ist einer der meistfrequentierten Orte in einem Kirchenraum. Als solcher kann er auch genutzt werden. Segenskärtchen, Gebete und kurze Gedanken, ein Fürbittbuch können in der Nähe eines Kerzenstandes platziert werden. Gerade durch Fürbittbücher, in die Dank wie Bitten eingetragen werden können, kann so auch der Bogen zwischen dem Einzelnen am Kerzenstand und der Gottesdienstgemeinde gespannt werden.
Tatsache ist, das Bedürfnis der Menschen, einem guten Gedanken mit dem Anzünden einer Kerze eine Handlung zur Seite zu stellen, besteht seit Jahrhunderten. Besonders in Zeiten der Corona-Pandemie, als beinahe nichts mehr ging, zeigten sich die Kerzenstände in den Kirchen in ihrer ganz besonderen Qualität: der absoluten Barrierefreiheit und schnellen Erreichbarkeit. In den großen Wallfahrtsorten des Landes verdoppelte sich teilweise der Kerzenverbrauch. Und natürlich entwickelt sich „der Kerzenstand“ auch weiter. So wurde zuletzt beispielsweise am Kerzenstand im Feldkircher Dom auch eine digitale Bezahlmöglichkeit geschaffen – eine Reaktion darauf, dass immer mehr Menschen bargeldlos bezahlen möchten.
Nur so viel zu den technischen Weiterentwicklungen in Sachen Kerzenstand. Das „inhaltlichen Konzept“ ist zeitlos und universal verständlich. „Das Anzünden einer Kerze steht für mich auch immer für Frieden und Zuversicht. Viele Menschen kommen mit einer Sorge zum Kerzenstand, beten für Verstorbene oder Kranke. Es geht nicht um die Menge der Kerzen, sondern um den Gedanken dahinter", fasst es Bischof Benno Elbs in kurzen Worten zusammen. Und darum geht es auch im Wesentlichen, um die Gedanken, die mit dem Licht der Kerze den Raum ein bisschen heller werden lassen.
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