Die in Eisenstadt geborene Mari Lang hat ein besonderes Format gefunden, um einen unkonventionellen Blick auf unsere gesellschaftlichen Strukturen zu werfen: Mitten in der Corona-Pandemie hat sie den Podcast „Frauenfragen“ begonnen. Einen Podcast indem sie typische Fragen, mit denen Frauen in Interviewsituationen konfrontiert sind, prominenten Männern stellt. Es sind indiskrete, banale aber auch gesellschaftspolitisch höchst relevante Fragen. Sie tut dies scharfsinnig, humorvoll und mit der Absicht Muster und Verhaltensweisen, die gesellschaftlich akzeptiert, aber aus ihrer Sicht nicht akzeptabel sind, ihren Hörer:innen bewusst zu machen und diese zu enttarnen. „In der Coronapandemie wurde ich in Kurzarbeit geschickt“, erzählt Mari Lang dem Publikum: „ich habe seit meinem ersten Kind in Teilzeit gearbeitet, das heißt in der Kurzarbeit habe ich dann einen Tag im Monat gearbeitet. Das hat mich frustriert und dann sagte während eines Gesprächs mein Chef den entscheidenden Satz: ‚Jetzt hast du ja Zeit, dich um deine Kinder zu kümmern‘.“
Mari Lang sitzt vor einem großen Publikum und erzählt sprühend und engagiert wie ihr diese Situation eine große Ungerechtigkeit aufgezeigt hat: „Dass wir auch in unserer aufgeklärten Welt als Frau, sobald man ein Kind bekommt, vorrangig Mutter ist. Es interessiert sich keiner mehr, was man im Job schafft.“ Zuerst, erzählt die Kommunikationswissenschaftlerin, habe sie diese Situation wütend gemacht. Doch die Wut hat die kreative Journalistin in Mut umgewandelt: „Das war eh' die Zeit, wo sehr viele Podcasts entstanden sind. Und da dachte ich, warum sollen Männer nicht mal fühlen, wie es ist, wenn man auf gewisse Fragen reduziert wird.“ So sei es bei Frauen in der Öffentlichkeit üblich, egal ob Spitzenpolitikerin, Schauspielerin oder Managerin. Frauen werden bei Interviews mit Fragen rund ums Aussehen, Älter werden oder Kinder konfrontiert. „Ich habe dann begonnen genau solche Fragen bekannten österreichischen Männern zu stellen.“
Mari Lang hat u.a. Armin Assinger, Dirk Stermann, Christian Kern und weitere Stars aus Österreich ans Mikrofon geholt. „Männer, die es zu wirklich etwas gebracht haben“, wie sie es selbst formuliert.
Auf die Frage, warum sie sich genau für das entschieden habe antwortet sie: „Genau deshalb, weil es so ein Format noch nicht gab. Und weil es genügend andere Formate gibt, die sich um das Thema Gleichberichtigung kümmern, aber ich dann doch nur Frauen erreiche, die sich eh‘ für Feminismus und Gleichberechtigung einsetzen.“ Mari Lang hatte das Ziel vor Augen mit ihrem Podcast Ungerechtigkeiten aufzudecken und ein breiteres Publikum zu erreichen, dass normalerweise nichts mit diesem Thema zu tun hat. Das ist ihr gelungen und sie freut sich wenn so Sätze, wie dieser von Armin Assinger, bei vielen Menschen ankommen: „Ja darüber habe ich noch nie nachgedacht.“ Oder „Das sind ja wirklich neue Fragen.“ Mittlerweile gibt es 50 Gespräche mit bekannten österreichischen Persönlichkeiten, die auch über Kindererziehung, weibliche Vorbilder oder Männerbewegung sprechen.
Armin Assinger, ehemaliger Skiprofi und nun Fernsehmoderator ist ihr erster Interviewpartner. Sie befragt den 56-jährigen rund um seine Kleidung, seine Körperpflege oder ob er Angst hat, dass er demnächst von einem jüngeren Kollegen ersetzt wird. Er freut sich sogar als die Moderatorin ihn als fit und gutaussehend bezeichnet. „Das sind ja wirklich neue Fragen, normalerweise werde ich immer gefragt: ‚Wo sehen sie sich in 10 Jahren‘“, sagt Armin Assinger und meint: „Das taugt mir eh‘ und es waren ja ein paar schöne Komplimente dabei…“ Mari Lang erfährt, dass wer es nicht gewohnt ist, ständig auf das Äußere reduziert zu werden und sich seiner Leistungen sicher sein kann, findet Bemerkungen zum Aussehen als wohltuend. Die Journalistin erzählt, dass sie bald erkannt habe, dass nicht das Sprechen über Mode, Aussehen und Diäten sind das Problem seien, sondern die Tatsache, dass man darauf beschränkt werde. Und das passiert in der Regel meist nur Frauen. Also müsse sich doch etwas in den Köpfen der Menschen ändern: „Ich möchte in meinen Interviews Männer für die Gleichberechtigung sensibilisieren und ihnen Paroli bieten, in denen ich alte und verkrustete Verhaltensmuster aufzeige.“ Doch bei der ganzen Ernsthaftigkeit des Themas, darf doch eines nicht zu kurz kommen, betont Mari Lang: „Wir brauchen, da ja eh alles schon schrecklich ist, einfach mehr Humor und ein Augenzwinkern, damit wir nicht feststecken bleiben.“
Mari Lang ist 1980 in Eisenstadt geboren, hat Kommunikationswissenschaften studiert. Sie ist Moderatorin, Journalistin diverser Fernseh- und Radioformate, zweifache Mutter und hat mitten in der Corona-Pandemie den Podcast „Frauenfragen“ begonnen. Mittlerweile ist dieser Podcast mehrfach ausgezeichnet als bester feministischer podcast Österreichs gleich drei Jahre in Folge 2021,22,23 und ist auch als gleichnamiges Buch erschienen.