Der Jesuit P. Georg Sporschill wird am 22. November im niederländischen Kerkrade mit der Martin-Buber-Plakette für besondere Verdienste um die Menschlichkeit ausgezeichnet. Das berichten die "Vorarlberger Nachrichten" (Freitag). Die Plakette wird seit 2002 verliehen. Bisher zum Beispiel an den letzten Präsidenten der UdSSR, Michail Gorbatschow, der für einen friedlichen Wandel stand und den ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker.
Verliehen wird die Plakette von der Stiftung "Euriade", die auch regelmäßig Festivals des Dialogs veranstaltet. Teilnehmende sind vor allem Jugendliche aus konfliktreichen Ländern wie die Ukraine, Südafrika und Palästina.
Benannt ist die Auszeichnung nach dem österreichisch-israelischen jüdischen Philosophen Martin Buber (1878-1965). In seinen Werken geht es insbesondere um Dialog als Grundprinzip des Menschen. Aus einem Grundverständnis einer allgegenwärtigen Beziehung zu Gott entwickelte Buber seine Dialogphilosophie, wonach alles Leben Begegnung ist.
Sporschill wurde 1946 in Feldkirch in Vorarlberg als fünftes von neun Geschwistern geboren. Nach der Matura am Gymnasium Feldkirch studierte er in Innsbruck und Paris Theologie, Pädagogik und Psychologie. Anschließend arbeitete er als Referent in der Erwachsenenbildung für die Vorarlberger Landesregierung. Erst im Alter von 30 Jahren trat Sporschill in den Jesuitenorden ein und empfing zwei Jahre später die Priesterweihe.
Als junger Kaplan in Wien-Lainz widmete sich Sporschill vor allem Jugendlichen, ab 1980 verstärkt solchen mit Problemen wie Drogensucht, Obdachlosigkeit und Straffälligkeit. Er gründete ein Jugendhaus der Caritas und drei weitere Obdachlosenhäuser, schickte den "Canisibus" mit Suppe zu Betroffenen und eröffnete das Wiener Innenstadtlokal "Inigo", das Langzeitarbeitslosen bis heute erfolgreich Arbeit und Selbstbewusstsein gibt.
1991 ging P. Sporschill im Auftrag seines Ordens zu den Straßenkindern von Bukarest. Was als Einsatz für sechs Monate gedacht war, wurde ihm zur Lebensaufgabe: Zusammen mit Ruth Zenkert gründete er die "Concordia"-Sozialprojekte und bot Tausenden Kindern von den Straßen und in der Kanalisation der rumänischen Hauptstadt eine neue Perspektive. Für sie entstanden ein Sozialzentrum, Kinder- und Jugendhäuser sowie Lehrwerkstätten und Berufsschulen. Die Concordia-Aktivitäten wurden später auf die Republik Moldau und Bulgarien ausgeweitet.
Zu seinem 65. Geburtstag zog sich Sporschill aus dem Concordia-Vorstand zurück, um sich wieder mehr seiner eigentlichen Berufung zu widmen. Er folgte Ruth Zenkert, die ebenfalls neue Wege gegangen war und in Siebenbürgen "elijah" gegründet hatte. Das Hilfswerk setzt sich für Roma ein und ist im Harbachtal bei Sibiu in einigen Dörfern aktiv. Die "elijah"-Projekte umfassen etwa eine Landwirtschaft, eine Gärtnerei oder Werkstätten. Es gibt Berufsausbildungen, Musikschulen, Tagesschulen und ein Internat für Roma-Kinder.
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(Red./kathpress.at)