Die Glut weitertagen
Damals wie heute ging es um Erneuerung und um ein Weitertragen dieses Glutnestes an Vertrauen, an Hoffnung und Glauben unter den veränderten Vorzeichen. „Ich bin überzeugt: Auch heute wird sich Christsein erneuern und mit ihm auch seine kirchlichen Formen und zwar genau aus diesem Glutkern der Nachfolge Christi heraus: dem Beten und dem Handeln wie Jesus“, griff Veronika Prüller-Jagenteufel, theologische Referentin der Caritas St. Pölten,. diesen Faden auf, der sich durch den ganzen Tag am Bodensee ziehen sollte. Oder wie es Bischof Benno mit den Worten des tschechischen Religionsphilosophen und Priesters Thomas Halik fasste: „Zur Ostererfahrung der jungen Kirche gehört auch die Überraschung, dass die Auferstehung keine Wiederbelebung der Vergangenheit ist, sondern eine radikale Verwandlung darstellt.“
Trau dir die Veränderung zu!
Die Kirche steht heute vor großen Veränderungen. Das Beharren auf starren Traditionen wird oft zum Schutzschild gegen Veränderungen. Sie könnte aber auch den Rücken stärken, sodass der Veränderung mutig und mit neuen Ideen begegnet werden kann. Zweiteres war eines der Ziele dieses Pfarrtages. „Manchmal ist es so, dass man Dinge im Leben erst dann so richtig vermisst, wenn sie einmal nicht mehr sind. Das sollte uns besser nicht passieren, wenn wir von der ,Kirche im Dorf mit ihren guten Geistern‘ sprechen. 20.000 Vorarlberger:innen sind für uns, wie ein kostbarer Perlenschatz, denn sie engagieren sich unermüdlich ehrenamtlich in ihrer Freizeit in den Pfarren. Mit dem Pfarrtag wollten wir ihnen allen Danke sagen, Austausch und Vernetzung ermöglichen und Inspirationen für die Zukunft liefern“, betont Pastoralamtsleiter Martin Fenkart.
Zukunft ist greifbar nah
Und genauso war es auch. Ob in den sieben Themenwelten oder am Marktplatz der Möglichkeiten, im KirchenBlatt-Café oder im Raum der Stille – überall war Zukunft greifbar. Vor allem auch beim Kidz-Fest, das ab Mittag auf der Werkstattbühne stieg. 600 Kinder und Jugendliche tobten sich da an Videostationen, beim Poetry Slam, mit Bible Art oder beim Turmbau zu Babel aus. Am Ende des Tages bildeten sie alle übrigens den größten Kinder- und Jugend-Kirchenchor des Landes und zeigten, schon bei ihrem erleuchtenden Einzug in den Gottesdienstraum, dass die nächste Generation absolut das Zeug zur Lichtbringerin hat.
Überhaupt, Lichtblicke gab es überall und überall konnte man (ganz neu) Feuer fangen für seine Anliegen und sein Engagement. Zum Beispiel in der Themenwelt „Warm ums Herz, wo sich bei Lagerfeuer-Dialogrunden Vertreter:innen verschiedener sozialer Einrichtungen und Initiativen mit kirchlichem Hintergrund trafen. Von der Nachbarschaftshilfe bis zur Caritas, dem Welthaus oder der Flohmarktinitiative in Bregenz-Mariahilf.
Im Saal Bodensee ging es einmal quer durch das Kommunikations-Gemüsebeet: Wie könnten Pfarren heute kommunizieren, was nutzen sie schon, was wäre noch möglich?
Kirche ist auch Arbeitgeberin
Einmal über den Gang spaziert und schon war man mitten drin im Berufsfeld „Kirche“. Denn ja, „die Kirche“ ist einer der größten Arbeitgeberinnen im Land. Verwaltet und finanziert will das kirchliche Leben natürlich auch werden. Hier präsentierten sich die Serviceeinrichtungen der Finanzkammer und zeigten in kurzen Gesprächen u. a. neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf. Beim „Rundgang durch den Festsaal Gottes“, der nächsten Themenwelt, ging es dann vom Bauen zur Liturgie, von den Sakramenten zu den Aufgaben der Mesnerinnen und Mesner.
Man trifft sich an der Bar
Bei Poetry Salms konnte man sich bei der „Next Generation“ an der Mocktailbar zum Reli-Talk treffen, während im Panorama Saal die Trauer, das Sterben und der Tod im Zentrum standen. Wie kann Kirche hier da sein, wie können Menschen, Menschen in ihrer Trauer stützen und begleiten.
Kurz und gut, es wurde miteinander geredet, es wurden Kontakte geknüpft und Ideen ausgetauscht. Alles – und das war sicher in Schlüssel zum Erfolg des Tages – praxisnah, anhand von konkreten Beispielen und absolut alltagstauglich.
Das KirchenBlatt-Café – wo Doraja Eberle, Veronika Prüller-Jagenteufel, Benjamin Bildstein, Matthias Neustädter, Christian Marte, Philipp Lingg, Andrea Geiger, Andreas Onea, Walter Schmolly, Helga Kohler-Spiegel und Bischof Benno Elbs mit Petra Steinmair-Pösel talkten – der Raum der Stille und der Marktplatz der Möglichkeiten waren Ruhepole und Ankerpunkte inmitten des Geschehens. Auch das tat gut.
Kirche steht auf vielen Beinen
Hat der „tut gut“-Pfarrtag sein Ziel erreicht, könnte man fragen. Ja, definitiv – wenn es das Ziel war zu zeigen, dass „Kirche“ auf vielen Beinen steht und von vielen Schultern getragen wird. Ja, wenn es das Ziel war, neu entdecken zu lassen, warum man tut, was man eben tut. Ja, wenn es das Ziel war zu zeigen, dass es keineswegs alltäglich ist, was hier geschieht und absolut ja, wenn es das Ziel war einer Gemeinschaft zu zeigen, dass sie nicht allein auf weiter Flur ist, sondern viele und zwar mittendrin im Leben.
Kirche ist ein Tun-Wort. Kirche ist ein Gemeinschafts-Wort. Schön, dass diese Gemeinschaft so viele tragende Säulen hat. Säulen, die auch andere tragen. Die Kollekte des Abschlussgottesdienstes im Festspielhaus in Bregenz geht 1:1 an die Opfer der Hochwasserkatastrophe in Niederösterreich - mehr noch, aus dem Solidaritätsfonds der Diözese Feldkirch wird der Betrag der Kollekte verdoppelt. Kirche ist eben ein Tun-Wort!