
Es kommt nicht von ungefähr, dass sich die „barocke Pracht“ zu einem stehenden Begriff entwickelt hat. Denn es stimmt ja auch. Denkt man beispielsweise an die Renaissance und den „ordnenden“ Charakter ihrer Architektur, dann scheint es, als gehe im Barock das Füllhorn an Formen, Farben und Kombinationen über. Man schöpft aus dem Vollen. Vor allem der süddeutsche Raum ist für seine Liebe zum Barocken bekannt und die Bregenzerwälder Barockbaumeister kennt man auch.
Es ist also nicht nur stimmig, sondern sogar ein Glückstreffer, dass im Bregenzer Kloster Mehrerau diesen Sommer eine Ausstellung über Barockes buchstäblich den Himmel öffnet.
Als Kurator konnte der aus Vorarlberg stammende und international anerkannte Kunstexperte Tobias G. Natter gewonnen werden. Ihm gelingt es mit dieser Schau, den an sich schon kunsthistorisch interessanten Raum der Mehrerau, mit Entwurfszeichnungen und konkreten Umsetzungen in Beziehung zu setzen.
Was ist damit nun gemeint? Sieht man sich das Kloster Mehrerau einmal genau an, so findet man hier verschiedene Bau- und Kunststile vertreten. Das ist ganz normal für ein Gebäude, das über Jahrhunderte hinweg immer wieder erweitert und umgebaut wurde. Im Herbst dieses Jahres starten erneut weitere, umfassende Sanierungsarbeiten und setzen diese architektonische Reise also in gewisser Weise fort.
Eine Barockperle der Anlage ist mit Sicherheit die Klosterbibliothek. Ein Blick Richtung Himmel bzw. zur Decke sei allen empfohlen. Barocker Stuck belohnt den Blick.
In diesen Rahmen setzt Tobias Natter nun in Summe 25 meisterhafte Entwurfszeichnungen aus Barock und Rokoko, die bisher öffentlich so nicht eingesehen werden konnten. Sie alle entstammen privaten Sammlungen. Sie alle lassen das barocke Denken und Gestalten wunderbar anklingen und nacherleben. Die Meisterzeichnungen „erstaunen uns in vielerlei Hinsicht. Zum einen durch die Vielfalt der Themen – von barocken Raum- und Deckengestaltungen bis zu Altären, Festsälen und Kirchenausstattungen. Zum anderen verblüfft die künstlerische Qualität, die überbordende Fantasie, die kreative Schöpferkraft und die Leichtigkeit von Feder und Farbe, mit der die Entwürfe zu Papier gebracht wurden. Die Entwürfe vermessen nicht weniger als die grenzenlose Landkarte zwischen Himmel und Erde. Sie führen uns zu Fantasieorten, materialisieren Jenseitsvorstellungen und gewähren Ausblicke in den Himmel“, öffnet Natter die sinnbildliche Schatztruhe.
„Solche Handzeichnungen“, betont Natter weiters, „existierten sicherlich auch in den historischen Beständen der Mehrerau. Doch mit der Aufhebung des Klosters 1807 gingen diese Schätze, wie viele andere, verloren, oder zerstreuten sich in alle Winde.“
Somit ist es also tatsächlich ein Glücksfall, dass die Sommerausstellung in der Mehrerau – zwar nicht die Zeichnungen aus der Mehrerau – aber tatsächlich Meisterhaftes aus Feder und Papier in Bregenz zusammenträgt. Ein barocker Augenschmaus, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Dauer: bis 13. August
Öffnungszeiten: Di und Do
von 14-16 Uhr (mit Voranmeldung) sowie Fr und Sa von 14-15 Uhr
(ohne Voranmeldung)
Eintritt: 7 Euro/Person,
Ermäßigungen für Schüler:innen und Student:innen: 3 Euro/Person
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