Von Anna Kadisch
Wer war Carl Lampert und warum gibt es eine Gedenkstätte für ihn?
Elisabeth Heidinger: Carl Lampert war ein Priester aus Vorarlberg, der sich mutig und willensstark gegen das NS-Regime stellte und dafür 1944 in Halle, nachdem er bereits in zwei Konzentrationslagern und drei Gefängnissen war, hingerichtet wurde. Die Gedenkstätte ehrt sein Leben und seine Taten, weil sein unerschütterliches Gottvertrauen, seine Opferbereitschaft und seine Liebe zur Kirche in dunklen Zeiten Hoffnung gaben. Er ist ein Vorbild für Standhaftigkeit und Mut, was uns in unserer krisenhaften Gegenwart Trost und Inspiration bietet.
Was ist neu bei der Gedenkstätte?
Heidinger: Die zentrale Idee der neuen Gedenkstätte ist es, den seligen Provikar Carl Lampert räumlich in den Mittelpunkt zu rücken und Raum für eine kleine Werktagskapelle zu schaffen. Ein Weg, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbindet, umgibt den Schrein und lädt zu Gebet und Andacht ein. Kunstwerke von Valentin Oman und von Martin Caldonazzi machen Carl Lamperts Leben und Vermächtnis erlebbar und eröffnen Deutungsräume bis in die Gegenwart. Der gepflasterte Weg mit seinen Unebenheiten in der Gedenkstätte symbolisiert Carl Lamperts unbeirrten Lebensweg, der in schweren Zeiten Kraft und Halt im Glauben fand und angesichts der Herausforderungen nicht stolperte, sondern stattdessen standhaft blieb.
Für wen ist die Gedenkstätte interessant bzw. wer kann sie besuchen?
Heidinger: Die Erinnerung und die Anbetung brauchen Orte. Sie brauchen Haltepunkte. Erinnerungsorte und Gedenkstätten sind dabei sicher nicht die einzigen Räume, in denen sich die Erinnerung und der Glaube fangen können. Aber sie können dazu beitragen und sie können Halt bieten. Die Gedenkstätte soll für jede/n Gläubige:n, für den/die Pilger:in, für jede/n Halt- und Fürsprachesuchende:n, aber auch für Kunst- und Kulturinteressierte offen sein. Zudem soll sie ein Ausflugsort für Erinnerungsführungen werden und Schulgruppen mit offenen Armen empfangen.
Was hat es mit dem „Weg der Menschlichkeit“ auf sich?
Heidinger: Der Weg symbolisiert das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, Abbiegungen und Kurven, und steht für einen dynamischen Prozess der Menschlichkeit. Er stellt einen Kontrapunkt zu den unmenschlichen Ereignissen in unserer Welt dar und eröffnet Raum für Menschlichkeit. Inspiriert von der Haltung des seligen Carl Lampert, bietet der „Weg der Menschlichkeit“ die Möglichkeit, Schritt für Schritt unserer Menschlichkeit auf die Spur zu gehen und ihr auf dem, nun zweitgrößten Pilgerweg Vorarlbergs, nachzuspüren.
Warum liegt dir dieses Thema am Herzen?
Heidinger: Carl Lampert ist einer von mehreren Seligen, an die wir in Vorarlberg gedenken. Trotzdem wohnt ihm meiner Meinung nach eine besondere Kraft inne. Carl Lampert ist ein Symbol für Mut, Glauben, Standhaftigkeit und vor allem Menschlichkeit. Seine unerschütterliche Haltung gegen das NS-Regime und seine Opferbereitschaft für seine Werte inspiriert mich zutiefst. Er erinnert uns daran, wie wichtig es ist, in schwierigen Zeiten für Gerechtigkeit und Menschlichkeit einzutreten und nicht wegzuschauen. Seine Geschichte und sein Vermächtnis sind für mich ein starker Antrieb, selbst in der heutigen krisenhaften Gegenwart für die Werte einzustehen, die Carl Lampert verkörperte und für die er sein Leben ließ.
Elisabeth Heidinger leitet seit 2019 als Geschäftsführerin das Carl Lampert Forum.