Von Ingmar Jochum
Im Institut St. Josef trafen sich die Verantwortlichen der katholischen Privatschulen Vorarlbergs. Nach einem kurzen Austausch begrüßten die Schulamtsleiterin Annamaria Ferchl-Blum und Helmut Madlener, Geschäftsführer des Schulträgervereins der Kreuzschwestern die Gäste. Unter ihnen waren auch Generalvikar Hubert Lenz, der pädagogische Leiter der Ordensschulen Clemens Paulovics sowie die Fachinspektorinnen Roswitha Schwaninger und Ruth Berger-Holzknecht.
Sozialethikerin Petra Steinmair-Pösel und Selina Giselbrecht, Studierende an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) hielten im Anschluss inspirierende Impulsreferate.
Steinmair-Pösel schilderte zu Beginn eine Begegnung mit Papst Franziskus. Er verwendete in seiner Ansprache die Methapher eines Schriftstellers der meinte, dass die Menschen zwei Augen haben, eines aus Fleisch und das andere aus Glas. Mit dem ersten sehen sie was sie betrachten, mit dem anderen was sie erträumen. Denn gerade in einer gespaltenen und polarisierenden Welt besteht die Gefahr, dass man die Fähigkeit zu träumen verliert. Man soll nicht einknicken und auf keinen Fall aufhören von einer besseren Welt zu träumen, so sein Rat. Diese Worte bekommen eine besondere Bedeutung, wenn man bedenkt, dass gerade auch junge Menschen gefährdet sind, den Mut und die Hoffnung zu verlieren.
Petra Steinmair-Pösel berichtete, dass ihr kürzlich eine Gymnasiallehrerin schilderte, dass sie jedes Jahr eine:n Schüler:in verliere, durch eine psychische Erkrankung oder sogar durch Suizid. Visionen einer lebenswerten Zukunft seien also notwendig, besonders auch für Kinder und Jugendliche. Zudem entsprächen diese Botschaften einem Grundimpuls der katholischen Privatschulen.
Auch Krisen und deren Bewältigung gab Steinmair-Pösel Raum. Laut dem Theologen Markus Vogt erleben viele die Gegenwart als Zeit des beschleunigten Wandels, des Übergangs, in dem bekannte Ordnungsmuster in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an Geltung verlieren, ohne dass die künftige Ordnung schon erkennbar ist: Die Rede ist von einer Zeit der großen Transformation, die durch beschleunigte Innovationen, multiple Krisen und vielfältige Um- und Aufbrüche gekennzeichnet ist.
Steinmair-Pösel wählte dann drei Krisenphänomene, auf die sie weiter eingehen wollte. Die Umwelt- und Klima-, die Demokratie-und Solidaritäts- sowie die Sinn- und Orientierungskrise.
Papst Franziskus liegt die Erhaltung der Schöpfung sehr am Herzen. In „Laudate Deum“ ruft er zu einem konsequenten Handeln in der Klimakrise auf.
Zudem verwies Steinmair-Pösel auf die Klimapionierin Helga Kromp-Kolb, die meint, dass wir uns pessimistisches Jammern nicht mehr leisten können. Es sei wichtig, gleich und entschlossen zu handeln.
Die Demokratie- und Solidaritätskrise beschreibt der Politikwissenschaftler Colin Crouch in seinem Buch „Postdemokratie“. Er meint, dass zur Beruhigung der Massen eine Scheindemokratie als Showveranstaltung inszeniert werde. Die Mehrheit der Bürger spiele eine passive, schweigende, ja sogar apathische Rolle. Politikverdrossenheit. Populismus oder Debatten, die vermehrt aggressiv geführt werden, stellen Probleme der heutigen Zeit dar.
Die umfangreichen Chancen, die den Menschen zur Verfügung stehen, sorgen zudem für Probleme. In einer Multioptionsgesellschaft ist man förmlich dazu gezwungen, sich ständig zu entscheiden. Das ist für viele Menschen sehr anstrengend. Zudem haben viele Angst, etwas zu verpassen. Das wiederum sorgt für eine Überforderung. Die Aufgaben der Bildungseinrichtungen, in diesem Fall der katholischen Privatschulen, liegen darin, den jungen Menschen ein Rüstzeug für die künftigen Herausforderungen mitzugeben. Papst Franziskus meint, die Religionen hatten schon immer eine enge Verbindung mit der Bildung. Es sei wichtig, einen konstruktiven Dialog und gegenseitiges Verständnis zu fördern.
Man müsse alle dazu einladen, „die Bemühungen in einem breiten Bildungsbündnis zu vereinen, um reife Menschen zu formen, die in der Lage sind, Spaltungen und Gegensätze zu überwinden und das Gefüge der Beziehungen für eine geschwisterlichere Menschheit wiederherzustellen“.
Im Anschluss sprach die KPHStudentin Selina Giselbrecht über ihre Bachelorarbeit „Schöpfung als Gabe und Aufgabe“,die sich mit den Wechselwirkungen von christlichem Glauben und ökonomischer Nachhaltigkeit samt ihren Auswirkungen auf den Religionsunterricht die katholischen Privatschulen ergeben sich hier große Chancen und Aufgaben, die jungen Menschen auf lösungs- und zukunftsorientierte Maßnahmen vorzubereiten.
Wer Interesse hat, eine Ausbildung an der Kirchlich Pädagogischen Hochschule zu machen, Infos gibt es auf: www.kph-es.at