Wie können wir unsere Mobilität neu denken, um eine lebenswertere Welt zu schaffen? Warum ist es wichtig, über alternative Formen der Fortbewegung nachzudenken und wie können sie realisiert werden? Das sind nur zwei von vielen relevanten Fragen, die Katja Diehl sich stellt, wenn es um ihr Herzensanliegen in Sachen Mobilität geht: Eigenverantwortung und Entwicklung, den sie in dem markanten Satz verankert: „Bin ich der Wandel – oder warte ich auf ihn?“ Ihre Herangehensweise an dieses Thema ist komplex und vielschichtig mit einer klaren feministischen Perspektive. „Unser gesamtes Verkehrssystem wurde in der Vergangenheit analog dem patriarchalen System, in dem wir leben, von einer Gruppe gestaltet: männlich, weiß, heterosexuell und wohlhabend. Das so entstandene Muster besteht bis heute fort….Das möchte ich ändern!“ Konstatiert Katja Diehl in der Einleitung ihres Buches.
Die in Hamburg lebende Diehl beginnt ihr Buch mit einer Zeitreise durch die Geschichte des Autos und der damit einhergehenden Veränderung vor allem in der städtischen Entwicklung beginnend in der Nachkriegszeit und zeigt auf, dass die Städteplaner in den 50er und 60er Jahren den Straßen- und Wohnbau dem Individualverkehr untergeordnet haben. Mit dem Ergebnis, so Diehl, dass heute 90 Prozent der Kinder in Städten mit dem Auto zur Schule oder Veranstaltungen gefahren werden und somit der spontane soziale Kontakt unter Kindern in einer Stadt fast nicht mehr möglich sei.
Sie beschreibt ihre Vision von Autokorrektur so: Sie ist kinderfreundlich, barrierearm und entschleunigt. Sie hat sich den Stadtraum…zurückerobert. Autokorrektur beginnt in der Stadt. Hier ist es am leichtesten, weil in den Innenstadtkernen Alternativen bestehen und genutzt werden können“, sagt Diehl und sieht ihre Zukunft so: „Meine Stadt ist befreit vom privaten Pkw. Autoplätze wurden wieder zu Parkflächen gemacht, die dann zugleich dabei helfen, die im Sommer überhitze Stadt abzukühlen. Der Raum zwischen den Häusern ist lebendig. Nachbar:innen kennen sich und können einander im Alltag helfen.“ Katja Diehl plädiert für eine behinderten- und altengerechte Städteplanung. Und sie fordert die Menschen gezielt dazu auf ihre Selbstbestimmung in die Hand zu nehmen, sich zu vernetzen und gemeinsam etwas Neues zu schaffen.
Auch die Verantwortlichen wie Politiker, Lobbyisten und Stadtplaner nimmt Katja Diehl in ihrem Buch in die Pflicht. So fordert sie beispielsweise den Ausbau barrierefreier Infrastrukturen, die Bereitstellung von Informationen über barrierefreie Routen und Transportmöglichkeiten sowie die Schulung von Transportpersonal im Umgang mit Menschen mit Behinderungen.
Ganz klar spielt hier die Bedeutung von Technologie und Innovation bei der Schaffung nachhaltiger Mobilitätslösungen für Menschen mit Behinderungen eine wichtige Rolle. Sie sieht hier ein Potenzial, durch den Einsatz von assistiven Technologien und smarten Lösungen die Mobilität von Menschen mit Behinderungen zu verbessern und gleichzeitig umweltfreundliche Mobilitätskonzepte zu fördern.
Immer wieder betont die engagierte Hamburgerin die Notwendigkeit einer inklusiven und nachhaltigen Mobilitätspolitik, die die Bedürfnisse aller Menschen berücksichtigt und eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht. Manche mögen diese als idealistisch empfinden, doch eine große Vision ist oft der Anfang von einer kleinen Veränderung.