von Ingmar Jochum
Der Priester und ehemalige Pastoralamtsleiter Eugen Giselbrecht ist am dritten Adventsonntag im Alter von 91 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Wie er selbst immer wieder betonte, stand sein Wirken als Pfarrer für ihn immer an erster Stelle. Der Dorener hatte jahrzehntelang als Seelsorger für die Menschen stets ein offenes Ohr und stand ihnen gerne mit Ratschlägen zur Seite. In einem Gespräch im vergangenen Sommer erläuterte er noch, wie bedeutend für ihn der enge Kontakt zu den Menschen war. Auch die Krankenseelsorge war ihm stets ein großes Anliegen.
Ein großes Vorbild
„Eugen war für mich ein großes Vorbild, als Mensch, als Priester, aber auch, was seine Themen betrifft: Bibel und Liturgie, der Sonntag, Exerzitien, Predigten, Papst Johannes XXIII. mit seinem aggiornamento (Verheutigung) der Botschaft Jesu“, schreibt Generalvikar Hubert Lenz über Eugen Giselbrecht. „In den 80er-Jahren initiierte er eine landesweite Bibel- und Liturgieschulung, bei der etwa 1000 Menschen mitmachten: das war eine richtige Bibel- und Liturgiewelle. Er hatte bis zum Schluss eine unglaubliche Energie. Vor einem Monat begann er wieder seine Reisen für das nächste Jahr zu planen, u.a. auch zu Johannes XXIII. nach Bergamo“, teilt Hubert Lenz seine Erinnerungen an den Dorener.
1957 zum Priester geweiht
Eugen Giselbrecht wurde am 15. Mai 1932 in Doren geboren. Im Alter von elf Jahren besuchte er 1943 das Bregenzer Gymnasium Gallusstraße. „Das war zur damaligen Zeit etwas ganz Besonderes. Und eine große finanzielle Belastung für die Familie“, erinnerte er sich. Schließlich war der Weg von Doren „auf’s Land“ vor 80 Jahren weit beschwerlicher als man sich das heute vorstellen kann. So musste der Bub ein Zimmer nehmen, um die Schule täglich besuchen zu können.
Nach der Matura im Jahr 1952 entschloss er sich Theologie in Innsbruck zu studieren. 1957 wurde er in der Hl. Kreuz Kirche in Bludenz von Bischof Bruno Wechner zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Zams und Thüringen und Pfarrer in Lustenau sowie Pastoralamtsleiter der Diözese Feldkirch. „Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg war in unserer Kirche sehr lebendig“, schilderte er in einem Gespräch. „Ich erinnere mich an die Gliederungen der Katholischen Aktion mit Bibellesung und missionarischem Apostolat in allen Lebensbereichen, an das Erwachen der Liturgieerneuerung und an die wachsende Solidarität mit Entwicklungsländern.“
Lebenslange Aufgabe
Mit großer Ehrfurcht sprach Eugen Giselbrecht stets von Johannes XXIII. „Damals begann eine Erneuerung der Kirche“, war er überzeugt. Auch das Wirken von Papst Franziskus machte großen Eindruck auf Eugen Giselbrecht. „In weitblickenden Visionen will er uns im Geist des 2. Vatikanischen Konzils, geerdet in der Lebenswelt des 21. Jahrhunderts, verwurzelt in der Liebe und Barmherzigkeit Gottes und ganz nahe bei den Sorgen und Nöten der Menschen auf neuen Wegen weiterführen.“
Noch kürzlich erläuterte er: Solange seine Kraft ausreiche, wolle er die Werte des 2. Vatikanischen Konzils vorantreiben. Darin sah er seine Lebensaufgabe. „Wir sind ein Volk Gottes, das unterwegs ist“, gab er zu bedenken. „Das Ziel ist, dass die Christen erfahren, dass wir alle Kirche sind.“