Paulus stellt uns heute zwei Lebensweisen vor: Leben im Licht des Tages oder Leben in der Finsternis der Nacht. Wenn ich Nachrichten schaue, habe ich das Gefühl, dass unsere Welt immer finsterer wird. Angst, Hass und Gewalt scheinen die Oberhand zu gewinnen. Findet jetzt ein Kampf Licht gegen Finsternis, Gut gegen Böse statt? Und wir stehen auf der Seite der Guten und hoffen, dass wir gewinnen? So kann ich das nicht sehen. Ich glaube, dass Paulus uns vielmehr zwei Pole aufzeigt, zwischen denen sich unser Leben abspielt. Denn die Grenze zwischen Licht und Finsternis geht mitten durch mein Herz, ich will Licht verbreiten, werfe aber auch immer wieder Schatten.
Die Grenze geht auch durch unsere Kirche, die das Licht der Welt sein soll und trotzdem ihre dunklen Flecken hat. Kein Mensch ist nur Licht oder nur Finsternis. Ich bin überzeugt, dass auch im Herzen der Terroristen und Kriegstreiber irgendwo ein Winkel ist, in der die Sehnsucht nach dem Licht weiterlebt.
Wir können und müssen das Licht nicht machen, es ist uns geschenkt, aber wir müssen uns entscheiden, wonach wir streben, denn wir werden zu dem, nach dem wir uns ausstrecken. Ich darf alle Dunkelheit in meinem Herzen, in der Kirche und in der Welt in das Licht Gottes halten mit der Bitte, es zu durchdringen. Er allein ist das Licht, das keine Dunkelheit kennt und er ist unser Ziel, wie ein Mönch einmal formuliert hat: Ich bin auf Gott hin und Gott ist Liebe. Uns Menschen traue ich nicht zu, diese Welt zu einem lichtvollen Raum zu gestalten, aber Gott traue ich zu, alle Dunkelheit zu verwandeln und dabei sollten wir uns zu seinen Helfer:innen machen.
Sr. Notburga Maringele ist Tertiarschwester des hl. Franziskus in Hall in Tirol und war viele Jahre Religionslehrerin.
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