Von Joachim Schwald
Nichts ist so endgültig wie der Tod. Und dennoch sind es gerade unsere Friedhöfe, die in den letzten Jahren einem rasanten Wandel unterzogen sind. Familiengräber kommen abhanden, Reihengräber bekommen immer mehr Lücken, alte Grabsteine verschwinden, bepflanzte Grabstätten weichen Schotterwegen. Hinzu kommt, dass sich die Grabpflege mehr und mehr als Problem gestaltet.
Eine Entwicklung, die man auch auf dem Liebfrauenberg in Rankweil nur allzu gut kennt. Mit nicht weniger als neun Friedhöfen auf dem Gemeindegebiet ist die Situation in Rankweil eine außergewöhnliche, weiß auch Martin Salzmann, der seit 1987 als Mesner in der Basilika tätig ist. „Die Auswahl ist sehr groß. Das hat zur Folge, dass immer mehr Flächen brachliegen“, sagt er und spricht in diesem Zusammenhang von einer „riesigen Kieswüste“. „Wenn nichts gemacht wird, stirbt der Friedhof“, fügt Norbert Preg hinzu und verweist auf die vielen freien Plätze: „218 der insgesamt 555 zur Verfügung stehenden Grabflächen sind derzeit ungenutzt.“
Trotz oder gerade wegen seiner exponierten Lage hat der St. Michaels-Friedhof ein großes Manko – seine Erreichbarkeit. „Die Neubelebung des Friedhofs ist uns schon lange ein Anliegen. Mitten auf dem Liebfrauenberg gelegen, gehört er zum Ensemble der Basilika. Aufgrund seiner Lage nach dem ersten Anstieg ist er auch in Sachen Wallfahrt ein wichtiger Punkt“, beschreibt Salzmann.
Aus diesem Grund will man dieser rückläufigen Entwicklung entgegenwirken und Maßnahmen zur Attraktivierung der großzügigen Friedhofsflächen setzen. Pfarr- und Marktgemeinde Rankweil ziehen diesbezüglich an einem Strang, sind sie doch beide im Besitz einer der beiden Friedhofsflächen (Pfarre oben, Gemeinde unten). Beabsichtigt ist eine Sanierung der beiden St.-Michaels-Friedhöfe auf Basis der Konzeption „Paradiesgarten“ des Architekten Andreas Cukrowicz.
In einem ersten Schritt wurden heuer sogenannte „Versuchsfelder“ angelegt. „Dabei wurden fünf Grabflächen bepflanzt und so zu einem Paradies für Insekten. Ein schönes Symbol für das Leben“, zeigt sich „Mesmers Martin“ mit dieser Maßnahme zufrieden. Im Auftrag von Gemeinde und Pfarre soll demnächst mit der Detailplanung gestartet und diese in den kommenden Jahren sukzessive umgesetzt werden.
Durch das Pflanzen von Bäumen, das Anlegen einer Brunnenlandschaft, zusätzliche Sitzgelegenheiten und eine verbesserte Beleuchtung sollen künftig schöne Plätze entstehen, die der Verweildauer zuträglich sind. Neben einem vielfältigen Grabangebot, das unter anderem auch eine Art „Rundumpaket“ beinhalten wird, will man den Friedhöfen im Ortskern in Zukunft mehr Bedeutung geben, sie vermehrt in das Leben integrieren und über Kunst und Kultur neue Ebenen der Begegnung erschließen. „Der Friedhof ist ein Ort, an dem Tod und Leben aufeinandertreffen. Diesen Ort immer wieder neu zu denken und zu gestalten, ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Alle sind herzlich eingeladen mitzudenken“, so Salzmann und Preg abschließend.
Aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 41 vom 2. November 2023
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