Von Sr. M. Anastasia Franz
Der 81-jährige Michael L.* ist vor zwei Jahren gestürzt und hatte danach eine erfolgreiche Operation. Am Beginn der Reha klagte er über Schwindel. In einem anderen Krankenhaus, in das er überwiesen wurde, wurde eine Zwölffingerdarmblutung entdeckt. Diese Blutung hat sehr lange nicht aufgehört. Viele Blutkonserven wurden benötigt. Irgendwann, als man dachte, es hört nicht mehr auf und alle verzweifelt waren, war Schluss: Es hatte aufgehört zu bluten. Die Ärzte sagten: „Da hat ein anderer auch mitgewirkt.“ Aber das ist noch nicht alles: Ein Nierenversagen und schließlich ein Herzstillstand kamen dazu. Michael L. sagt: „Weil alles hintereinander gekommen ist, ist alles gut geworden. Aber es waren lange Aufenthalte auf der Intensivstation und ein langes Bemühen, dass ich wieder gehen, sprechen und das Aufstehen lernte. Heute ist alles geheilt.“
Herr L. schwebte in Lebensgefahr und als er dies merkte, überlegte er: „Wovor habe ich Angst? Dann bin ich die Angstmomente durchgegangen und dachte mir: Ich muss keine Angst haben. Dann habe ich um Vergebung gebeten – auch in der Beichte – und bin sehr dankbar und ruhig geworden. Ich wollte mich jetzt festmachen an einer Hoffnung. Mir ist klar geworden: Ich gehe nicht weg, ich gehe auf etwas zu! Und das ist Auferstehung. Daran habe ich geglaubt. So suchte ich Auferstehungsgeschichten, die vielleicht auf mich zutreffen. Die haben mir eigentlich, obwohl ich sie sehr liebe, nicht geholfen. Dann kam für mich der Schöpfungsbericht: Am Anfang der Schöpfung schwebte der Geist über dem Chaos – wie es in der Bibel steht. Dieser Geist hat Leben geschaffen. Ich habe an diesen Geist geglaubt. Mir kam dann dieses Gebet vor der Wandlung in der Messe in den Sinn: ‚Sende deinen Geist auf diese Gaben herab und heilige sie.‘ Das habe ich immer für mich gebetet. Ich habe nicht um Heilung gebetet. Ich habe einfach gebetet, es soll kommen, was gut ist. Ich war auch bereit zu sterben.“
Danach hatte er einen Traum, in welchem er einen Weg auf den Berg gehen musste. „Ich bin müde geworden, habe mich niedergesetzt und ich hörte dann eine Stimme, die sagte: ‚Du musst doch gar nicht. Dreh dich zweimal um. Alles ist vorbei.‘ Ich sagte mir dann: ‚Nein, und bin weitergegangen in ein Licht. Dann bin ich aufgewacht und hörte, wie ein Arzt sagte: Er hatʼs geschafft.“
Michael L. war nie verzweifelt. Er hat die Krankheit gar nicht richtig gespürt. Er hatte nie Schmerzen und auch keine depressive Stimmung. Geholfen hat ihm der Besuch von sehr kompetenten Menschen, die Freundlichkeit der Krankenschwestern und der Ärzte. Der heute 81-Jährige hat sich bei den Ärzten, die sich sehr gut um ihn gekümmert haben, aufgehoben gefühlt. Berührt und geholfen hat ihm zu erfahren, dass ganz viele Menschen für ihn beten. Er sah seine Krankheit und Genesung als Leben mit einer bestimmten Aufgabe, die darin bestand, jeden Tag anzunehmen. Es ging so weit, dass er Aufgabe für Aufgabe annahm und alles wieder lernte, z.B. das Gehen, Sprechen und Essen. Letzteres war das Schwierigste. Es ging wieder langsam bergauf und er verspürte immer wieder eine neue Dankbarkeit.
Auf die Frage, was er den Leser:innen des KirchenBlattes gern mitgeben würde, antwortet er: „Ich würde sagen, dass man keine Angst vor Krankheit und Tod haben muss. Ich würde sie ermutigen das anzunehmen, was da ist und darauf zu vertrauen, dass man daraus das Beste machen kann – und dass es in irgendeiner Form gut wird. Und ich würde ihnen gerne diesen Glauben mitgeben: Ich gehe nicht weg und habe einen schmerzhaften Abschied, sondern ich gehe auf etwas zu.“
* Der Name wurde geändert und ist der Redaktion bekannt.
Aus dem Vorarlberger Kirchenblatt Nr. 40 vom 26. Oktober 2023
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