Der Feldkircher Bischof Benno Elbs, von Papst Franziskus nach dem Rücktritt des Vaduzer Erzbischofs Wolfgang Haas als Apostolischer Administrator eingesetzt, will allen kirchlichen "Lagern" in Liechtenstein offen begegnen, Brücken bauen und ein "gutes Miteinander" schaffen. Das betonte er in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview des Schweizer Portals kath.ch. Auf die Frage, wie er mit in anderen Bistümern abgelehnten, von Haas geweihten Priestern, denen "eine reaktionäre Haltung nachgesagt" werde, umgehen will, antwortete Elbs: "Ich werde mit allen Priestern gleich umgehen, wie ich mit jedem Menschen umgehe. Nämlich respektvoll und wertschätzend."
Priester genauer zu überprüfen, sehe er nicht als die Aufgabe eines Administrators, stellte der Feldkircher Bischof klar. "Aber wenn mir etwas zu Ohren kommt, also wenn sich jemand beklagt, dann werde ich dem nachgehen. Ich sehe mich aber nicht als Detektiv." Auf den Priester Thomas Jäger angesprochen, der eine Ministrantin sexuell belästigt haben soll und wegen des Besitzes von Kinderpornografie vor Gericht stand, sagte Elbs: "Über Einzelpersonen kann ich nichts sagen." Grundsätzlich gelte: "Alle Vorkommnisse werden und wurden in Rom gemeldet. Wichtig ist, dass solch ein Fall von staatlicher Seite geprüft wird." Wenn sich jemand schuldig gemacht hat, entscheide Rom über das kirchenrechtlich relevante weitere Vorgehen.
Ein Missbrauchsgutachten für die Erzdiözese Vaduz wolle er nicht in Auftrag geben, teilte Elbs mit: "Das wird Aufgabe des neuen Erzbischofs sein." Er selbst werde ja nur ein paar Monate den Übergang in der Erzdiözese vorbereiten.
Über die kirchliche Situation in Vaduz gebe es "Bilder, die gemalt wurden", so Elbs. Er wolle sich aber ein eigenes Bild machen. "Mein Ansatz ist: Möglichst viele Menschen treffen und Gespräche führen." Die bisherigen Begegnungen bei seinen mehrmaligen Aufenthalten in Liechtenstein seien freundlich und ermutigend gewesen, berichtete Elbs. Befragt nach den "größten Baustellen" in der Erzdiözese sagte er, bisher habe er eine solche nicht entdeckt. "Aber ich habe noch nicht mit allen gesprochen."
Was ihm Sorge im Blick auf seine zusätzliche Aufgabe macht, sei die eigenen Ressourcen, so der Administrator: "Weil solch ein Prozess braucht viel Gespräch und Zeit." Als Vorarlberger Bischof und in der Österreichischen Bischofskonferenz für größere Bereiche wie die Caritas zuständig, sei er eigentlich ausgelastet. "Darum habe ich im ersten Moment auch versucht, diese Ernennung von mir abzuwenden und einen anderen Bischof damit zu beglücken", berichtete Elbs. Aus Solidarität mit Papst Franziskus habe er dessen Wunsch dann aber entsprochen. Es gebe natürlich eine örtliche Nähe nach Liechtenstein und viele aus Feldkirch würden dort arbeiten. Elbs: "Es hat wenig Gründe gegeben, zu sagen, dass ich es nicht mache."