Jesus zeichnet mit seinem Gleichnis ein eindrückliches Bild: Eine Witwe lässt den Richter so lange nicht in Ruhe, bis er sich um sie kümmert. Wir dürfen lästig sein, sagt Jesus, Tag und Nacht. Und wir dürfen darauf vertrauen, dass wir gehört werden.

29. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C, 20. Oktober 2019
Wort zum Sonntag von Johannes Laichner

Evangelium

Lukas 18,1–8
In jener Zeit sagte Jesus seinen Jüngern durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Widersacher! Und er wollte lange Zeit nicht. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; weil mich diese Witwe aber nicht in Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt! Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?

1. Lesung

Exodus 17,8–13
In jenen Tagen kam Amalek und suchte in Refidim den Kampf mit Israel. Da sagte Mose zu Josua: Wähl uns Männer aus und zieh in den Kampf gegen Amalek! Ich selbst werde mich morgen mit dem Gottesstab in meiner Hand auf den Gipfel des Hügels stellen. Josua tat, was ihm Mose aufgetragen hatte, und kämpfte gegen Amalek, während Mose, Aaron und Hur auf den Gipfel des Hügels stiegen. Solange Mose seine Hand erhoben hielt, war Israel stärker; sooft er aber die Hand sinken ließ, war Amalek stärker. Als dem Mose die Hände schwer wurden, holten sie einen Steinbrocken, schoben den unter ihn und er setzte sich darauf.
Aaron und Hur stützten seine Arme, der eine rechts, der andere links, sodass seine Hände erhoben blieben, bis die Sonne unterging. So schwächte Josua Amalek und sein Heer mit scharfem Schwert.

2. Lesung

2 Timotheus 3,14 – 4,2
Mein Sohn! Bleibe bei dem, was du gelernt und wovon du dich überzeugt hast. Du weißt, von wem du es gelernt hast; denn du kennst von Kindheit an die heiligen Schriften, die dich weise machen können zum Heil durch den Glauben an Christus Jesus. Jede Schrift ist, als von Gott eingegeben, auch nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes gerüstet ist, ausgerüstet zu jedem guten Werk. Ich beschwöre dich bei Gott und bei Christus Jesus, dem kommenden Richter der Lebenden und der Toten, bei seinem Erscheinen und bei seinem Reich: Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung!

WORT ZUM SONNTAG

Laichner Johannes

Johannes Laichner ist Pfarrer in Roppen, Karres, Mils bei Imst und Karrösten in Tirol. Den Autor erreichen Sie unter

Gott will keine halben Sachen

„Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden?“
Die Frage Jesu trifft unser Herz. Unser Glaube steht auf dem Prüfstand. Vom Glauben zu erzählen ist kein belangloses Daherreden, sondern nimmt in die Pflicht, sein Leben zu ändern und es auf Christus auszurichten.
Es genügt nicht, dass wir den von unseren Eltern überlieferten Glauben vorzeigen und wie alte Bücher in Archiven verstauben lassen. Glauben hat mit Leben zu tun. Toter Glaube ist kein Glaube mehr.

Der gute Kampf für den Glauben verliert sich auch nicht in Aktionismus, sondern hat einen klaren Inhalt. Wir Christen kämpfen darum, dass Jesus in unserer Welt noch Glauben vorfindet, wenn er wiederkommt. Wir bitten  Gott um Beistand in diesem Kampf. Gott will sich vom Menschen bitten, ja bedrängen lassen. Er erhört nicht irgendwann später, sondern unverzüglich mit dem, was unserer Bitte am besten entspricht. Bitten setzt aber den Glauben voraus. Gott möchte unsere ganze Aufmerksamkeit, er duldet keine
halben Sachen, auch keine anderen „Götter“.

Was wird Gott tun, wenn er uns bei seiner Wiederkehr nicht betend vorfindet? Was wird er tun, wenn er bei seiner Wiederkehr in unseren Herzen kein Vertrauen an seine große Macht findet, sondern an alles andere? Was würde er sagen, wenn er heute Nachmittag unverhofft an die Tür unseres Lebens klopft?

Zum Weiterdenken

  • Wo sind wir „missionarisch“ und kämpfen für die Wahrheit des Glaubens?
  • Wird Jesus bei uns noch einen ehrlichen Glauben an IHN vorfinden?

 

Meine Hilfe ist beim HERRN
Ich erhebe meine Augen zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde erschaffen hat.
Er lässt deinen Fuß nicht wanken; dein Hüter schlummert nicht ein.
Siehe, der Hüter Israels, er schlummert nicht ein und schläft nicht
Der HERR ist dein Hüter, der HERR gibt dir Schatten zu deiner Rechten.
Bei Tag wird dir die Sonne nicht schaden noch der Mond in der Nacht.
Der HERR behütet dich vor allem Bösen, er behütet dein Leben.
Der HERR behütet dein Gehen und dein Kommen, von nun an bis in Ewigkeit.

Antwortpsalm (aus Psalm 121)

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 42 vom 17. Oktober 2019)