Der Heilige Geist macht die göttliche Sendung Jesu sichtbar und wird sein Werk vollenden. Zu allen Zeiten wird er die Christen an das erinnern, was Jesus gesagt und getan hat und sie immer tiefer in die Wahrheit Gottes hineinführen. Die Offenbarung ist nicht abgeschlossen; die Geistsendung an Pfingsten war ein neuer Anfang und ist Auftrag.

Dreifaltigkeitssonntag – Lesejahr C, 16. Juni 2019
Wort zum Sonntag von Elisabeth Rathgeb

Evangelium

Johannes 16,12–15
Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird reden, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird.
Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden.

1. Lesung

Sprüche 8,22–31
Der Herr hat mich geschaffen als Anfang seines Weges, vor seinen Werken in der Urzeit; in frühester Zeit wurde ich gebildet, am Anfang, beim Ursprung der Erde. Als die Urmeere noch nicht waren, wurde ich geboren, als es die Quellen noch nicht gab, die wasserreichen. Ehe die Berge ein-gesenkt wurden, vor den Hügeln wurde ich geboren. Noch hatte er die Erde nicht gemacht und die Fluren und alle Schollen des Festlands. Als er den Himmel baute, war ich dabei, als er den Erdkreis abmaß über den Wassern, als er droben die Wolken befestigte und Quellen strömen ließ aus dem Urmeer, als er dem Meer sein Gesetz gab und die Wasser nicht seinen Befehl über-treten durften, als er die Fundamente der Erde abmaß, da war ich als geliebtes Kind bei ihm. Ich war seine Freude Tag für Tag und spielte vor ihm allezeit. Ich spielte auf seinem Erdenrund und meine Freude war es, bei den Menschen zu sein.

2. Lesung

Römer 5,1–5
Gerecht gemacht also aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn haben wir auch im Glauben den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. Mehr
noch, wir rühmen uns ebenso der Bedrängnisse; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.

WORT ZUM SONNTAG

Elisabeth Rathgeb

Elisabeth Rathgeb leitet das Seelsorgeamt der Diözese Innsbruck. Die Autorin erreichen Sie unter

Dreifaltigkeit

Am Wegrand stehen drei leuchtend rote Mohnblüten: Alle aus derselben Wurzel. Eine Pflanze, drei Blüten. Seit Tagen sinniere ich über die „Dreifaltigkeit“ nach: Passt dieses Bild dazu? Oder hilft eher der Buchtitel von Richard David Precht: „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“

Das frage ich mich auch manchmal: In der Vielzahl der Rollen, die der Alltag fordert, verliert man leicht den Überblick. Aber egal, ob ich gerade als Tochter, Schwester, Tante, Nichte, Chefin, Mitarbeiterin… gefragt bin, gehe ich davon aus, dass immer ich es bin – sonst wäre das ja schizophren. Wie ist das bei der Dreifaltigkeit? Ein Wesen, drei Personen. Eine Natur, drei Personen – eins in der göttlichen Substanz.

So definieren es die TheologInnen durch die Jahrhunderte und versuchen, die Straßengräben links und rechts zu vermeiden: Es ist nur ein Gott, nicht drei Götter. Es sind auch nicht drei Rollen hintereinander, sondern Gott war immer schon in dieser Dreifaltigkeit: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Aber auch in der Dreieinigkeit: Ich glaube an den einen Gott. Den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn. Und
an den Heiligen Geist.

Die Einheit in der Vielfalt ist unser Programm als Christen und Christinnen: Gott selbst ist Vielfalt. Er zeigt sich uns in verschiedenen
Facetten, aber alle sind verbunden in der Kraft der Liebe. Und in diesen Strom der Liebe sind auch wir eingebunden: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen“, sagt der Apostel Paulus. Auf diesen Gott sind wir getauft, auf ihn können wir vertrauen, wenn wir ein Kreuzzeichen machen: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Das ist die Hoffnung, die uns auch in schwierigen Zeiten nicht zugrunde gehen lässt.

Zum Weiterdenken

Wie spreche ich Gott am liebsten an?

Seh ich deine Himmel, die Werke deiner Finger,
Mond und Sterne, die du befestigt:
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott,
du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit.
Du hast ihn als Herrscher eingesetzt
über die Werke deiner Hände,
alles hast du gelegt unter seine Füße:
Schafe und Rinder, sie alle und auch die wilden Tiere,
die Vögel des Himmels und die Fische im Meer,
was auf den Pfaden der Meere dahinzieht.

Antwortpsalm (aus Psalm 8)

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 24 vom 13. Juni 2019)