Die Feldpredigt nach Lukas ist gleichsam die Regierungserklärung für das Reich Gottes. Selig gepriesen werden hier ausgerechnet jene, denen nach gängiger Beurteilung ganz Entscheidendes zum Glück fehlt. Aber Glück und Erfolg sind keine Kategorien Gottes.

6. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C, 17. Februar 2019
Wort zum Sonntag von Dr. Elisabeth Kathrein

Evangelium

Lukas 6,17.20–26
Jesus stieg mit ihnen den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon waren gekommen. [. . .] Er  richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und wenn sie euch ausstoßen und schmähen und euren Namen in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; denn siehe, euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht. Doch weh euch, ihr Reichen; denn ihr habt euren Trost schon empfangen. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. Weh, wenn euch alle Menschen loben. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.

1. Lesung

Jeremia 17,5–8
So spricht der HERR: Verflucht der Mensch, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom HERRN. Er ist wie ein Strauch in der Steppe, der nie Regen  kommen sieht; er wohnt auf heißem Wüstenboden, im Salzland, das unbewohnbar ist. Gesegnet der Mensch, der auf den HERRN vertraut und dessen Hoffnung der HERR ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, er hört nicht auf, Frucht zu tragen.

2. Lesung

1 Korinther 15,12.16–20
Wenn aber verkündet wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht? [. . .] Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden; und auch die in Christus Entschlafenen sind dann verloren. Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen. Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen.

WORT ZUM SONNTAG

Dr. Elisabeth KathreinDr. Elisabeth Kathrein
war bis zur Pensionierung Religionslehrerin in Tirol. Die Theologin lebt mit ihrer Familie in Telfs und ist erreichbar unter

Wer glaubt, wird selig …

In einem uralten Volkslied macht ein Enkel seinem Großvater den Vorschlag, am nächsten
Markt ein Körbchen voll Glück zu kaufen. Der Alte klärt das Kind auf: „Könnte man Glück mit Geld erkaufen, gehörte es allein den reichen Leuten, und unsere erbärmliche Hütte wäre ohne Sonne, Glück und Wärme.“
Mit Reichtum und Armut jongliert auch Jesus im Evangelium von den Seligpreisungen. Seine weiteren Gegenpole sind Freude und Trauer, Sattsein und Hunger, Jetzt und Dann. Mit dem Stilmittel des Parallelismus unterstreicht er das Gesagte, „selig“ und „wehe“
betonen den Ernst einer Entscheidung für oder gegen Gott. Sein Blick ist dabei auf die Jünger gerichtet, auf jene also, die schon mit ihm unterwegs sind. Und auf uns.
Jesus sagt nicht, dass Reichtum an sich schlecht ist; auch nicht, dass Lachen, Essen und Gemeinschaft entbehrlich seien. Es geht ihm vielmehr um die richtige Haltung im Umgang mit allem, was ist. Und er macht auf die Gefahr aufmerksam, sich nicht mehr herausfordern zu lassen – weh euch, die ihr jetzt satt seid! Sattsein kann man auch mit Wissen, mit Meinungen, mit dem Besitz der „ganzen“Wahrheit und der „reinen Lehre“; auch die Gier nach Macht und Anerkennung kann verstopfen. Jesus warnt die Menschen davor, durch solche Zerrformen und durch scheinbare Absolutheiten ihr ewiges, seliges Glück zu verspielen.
Christen glauben die Auferstehung, die Geborgenheit im Letzten gibt ihnen Gelassenheit im Vorletzten (Romano Guardini). Wenn wir den Blick Jesu erwidern, können wir loslassen, was uns bindet, erdrückt und fesselt. Mit leichtem Gepäck und dem Blick in den offenen Himmel wird der Pilgerweg gelingen.

Zum Weiterdenken

  • Vieles in meinem Leben ist nicht käuflich. Welche Glücksmomente fallen mir ein?
  • Welcher Besitz hindert mich im Annehmen der Frohen Botschaft?

 

Selig wer nicht nach dem Rat der Frevler geht,
nicht auf dem Weg der Sünder steht, nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern sein Gefallen hat an der Weisung des HERRN,
bei Tag und bei Nacht über seine Weisung nachsinnt.
Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Bächen voll Wasser,
der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken.
Alles, was er tut, es wird ihm gelingen.
Nicht so die Frevler: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.
Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten,
der Weg der Frevler aber verliert sich.

Antwortpsalm (aus Psalm 1)

(aus dem KirchenBlatt Nr. 7 vom 14. Februar 2019)