Vom Fundament bis zur Turmspitze innen und außen wird die Pfarrkirche Lauterach renoviert, direkt daneben ein neues Pfarrheim gebaut. Der Eröffnungsgottesdienst soll am 4. Adventsonntag gefeiert werden. Ein Jahrhundertprojekt.

Der Einbau einer Wasserwärmepumpe, einer Fußboden- und Infrarotheizung, die Installation von indirektem und steuerbarem LED-Licht, die Errichtung einer Beschallungsanlage: Hört sich nach modernem Hausbau an. Doch hier handelt es sich nicht um ein Einfamilienhaus oder ein Verwaltungsgebäude - hier wird eine Kirche renoviert. Und zwar die Pfarrkirche Lauterach, Hl. Georg. Wenn schon solch ein großes Projekt verwirklicht wird, dann soll alles auf den neuesten Stand gebracht werden.

Noch nicht so alt

Im Juni 2018 wurde mit den Bau- und Renovierungsarbeiten der 140 Jahre alten Kirche begonnen. 140 Jahre - das ist für eine Kirche nicht sonderlich alt. Die Lauteracher/innen werden zuvor doch auch ein Gotteshaus besessen haben? „Ja natürlich“, erklärt Elmar Kolb, Obmann des Bauausschusses und Mitglied des Pfarrkirchenrates. Die frühere Kirche stand von 1476 bis 1878 dort, wo heute der Friedhof ist. Als diese zu klein und dem damaligen Pfarrer zufolge nicht mehr standesgemäß war, wurde mit dem Neubau der jetzigen Pfarrkirche begonnen und 1883 der Eröffnungsgottesdienst gefeiert. 1959, 1970 und 1985 fanden Innen- sowie Außenrenovierungen statt.
Vor circa fünf Jahren wurden erste Pläne für eine Generalsanierung gewälzt. Der damals soeben nach Lauterach gekommene Pfarrer Mag. Werner Ludescher trat mit der dringenden Bitte an Elmar Kolb heran, dass er die Aufsicht über alles übernehmen solle. Dieser war von 1978 bis 2003 Bürgermeister der Marktgemeinde gewesen und hat damals so manche Erfahrung mit Altbausanierungen gesammelt. Gebeten, getan. „Dieses Objekt sprengt alles Bisherige“, verdeutlicht Elmar Kolb die Dimension dieser Renovierung.  Dass eine solche nötig geworden war, zeigt allein das Beispiel des Kirchendaches: Experten zufolge hätten die teilweise über 100 Jahre alten Biberschwanzziegel gerade noch bis zu fünf Jahren gehalten. Bei den Arbeiten am Dach wurde schließlich auch verfaultes Gebälk gefunden.

Vier Objekte

Das Bauvorhaben unterteilt sich in vier Objekte: die Kirche innen, die Kirche außen, die Außenanlagen und das Haus St. Georg. Letzteres ist ein Neubau und steht Seite an Seite zur Kirche. Man kann von dort in das Gotteshaus gelangen und umgekehrt. Ziel der Innenrenovierung ist es, den gesamten Kirchenraum einladender, heller und freundlicher zu gestalten. Zusätzlich soll die Kirche neuen liturgischen Erfordernissen angepasst werden. Deswegen wird zum Beispiel um den Taufstein im Presbyterium eine große freie Fläche geschaffen, die der Taufgesellschaft genügend Platz bieten soll. Der neue Volksaltar wird in das große Kirchenschiff vorgezogen. Philosophie beim gesamten Projekt ist: Nicht alles neu machen, sondern dem Alten frischen Glanz geben und, wenn nötig, dem Zeitgeist anpassen. Fast alles im Innenraum wird deshalb restauriert. Neu werden z. B. der Ambo, der Taufstein oder der Volksaltar sein.
Die Lauteracher Pfarrkirche verfügt über eine wertvolle Ausstattung, sie stammt noch aus der Bauzeit. Fresken von Josef Huber und Kaspar Rick zählen etwa dazu. Schatz der Kirche ist die sanft gewölbte Kassettendecke aus Zirbenholz, die der Lauteracher Schreiner Simon Kritzinger im Jahr 1880 gefertigt hat. Sie ist ca. 500 Quadratmeter groß. Restauratorin Elisabeth Scheel, eine gebürtige Vorarlbergerin, jetzt in Wien arbeitend und lebend, sagt über diese Decke: „Sie ist in dieser Größe und Gestaltung einzigartig in Österreich.“

Kosten

Ein solch großes Projekt hat natürlich seine Kosten: 5,1 Millionen sind veranschlagt. 65 Prozent werden von der Pfarre übernommen. Sie stemmt dies u. a. durch den Verkauf von Pfarrpfründen und des ehemaligen Pfarrheims. Subventionen kommen von der Diözese Feldkirch, dem Land Vorarlberg, der Marktgemeinde Lauterach und dem Bundesdenkmalamt. Spenden der Bevölkerung machen einen weiteren Finanzierungsbaustein aus. Gespendet wird v.a. in Form von Patenschaften für Kirchenkunstwerke: Privatpersonen, Vereine und Unternehmen können dabei symbolisch Inventar erwerben. Zum Beispiel die Kreuzwegstation 8: Sie kostet € 1.400,-, und damit ist ihre Renovierung bezahlt. Von € 200,- bis über € 15.000,- können auf diese Weise gespendet werden.
Apropos Kosten: Oft werden bei solch bei großen Bauprojekten Stimmen laut, warum es so teuer sein müsse. Bei der Pfarrkirche Lauterach hingegen war es – zumindest in einem Punkt - andersrum: Als das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, fragten die Bürger, weshalb das neue Pfarrheim nicht unterkellert werde. Dies sei der falsche Ort, um zu sparen. Die Verantwortlichen ließen schließlich einen Keller bauen – und sind sehr froh darüber. „Die ganze Technik ist da unten. Keine Ahnung, wo das sonst hätte hinkommen sollen“, sagt der Kopf des Renovierungsteam, Elmar Kolb.

Sehr viel Arbeit

Elmar Kolb ist mit diesem Projekt ganz schön in Anspruch genommen: fünf Jahre lang, zu jeder Zeit, zu jedem Tag.  „Jemand, der im Beruf steht, müsste sich freistellen lassen. Sonst ginge das nicht“, meint der Obmann des Bauausschusses. Die Arbeiten in und um die Kirche sind äußerst vielfältig: sei es die Veränderung des Läutewinkels der Glocken im Turm, sei es die Auswahl der Bäume für den Kirchplatz oder der Fliesen in den WC-Anlagen des neuen Pfarrheims, sei es die Restaurierung der Fenster mit Glasmalereien. Elmar Kolb macht das übrigens alles für Gottes Lohn. Dafür verfügt er jetzt über einen Wissensstand, den er vorher nicht hatte. Das sei eine Bereicherung.
Eine ebenso wichtige Rolle komme aber auch Pfarrer Werner Ludescher zu: „Er ist mit vollem Herzen dabei und beflügelt alle“, erklärt der Alt-Bürgermeister. Beide sind mit dem bisherigen Baufortschritt und den ausführenden Baufirmen sehr zufrieden. Ein besonderer Dank gebühre DI Architekt Wolfgang Ritsch und Bauleiter Thomas Marte. Sie sorgten gemeinsam mit der Diözese, der Gemeinde und dem Bundesdenkmalamt für eine einvernehmliche Umsetzung.
Elmar Kolb und Pfarrer Ludescher freuen sich bereits sehr auf das Endergebnis. Vor Weihnachten 2019 - am 4. Adventsonntag - wird der erste Gottesdienst in der frisch renovierten Kirche gefeiert.

Die Kirche fehlt

Seit die Kirche vor mehr als einem Jahr geschlossen wurde, werden die Gottesdienste im Kloster St. Josef abgehalten. „Die Kirche fehlt“, sagt Pfarrer Ludescher. „Je länger es dauert, umso mehr.“ Durch das Fehlen habe sich herausgestellt: „Die Kirche steht nicht nur geografisch in der Ortsmitte, sie ist auch ein Mittelpunkt des Geschehens.“

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 34 vom 22. August 2019)