Die Johanniterkirche wird am 30. August Ort einer Kunstperformance mit dem Titel „Remain in Light“. Der Vorarlberger Künstler Marbod Fritsch lädt alle Angehörigen einer staatlich anerkannten Religionsgemeinschaft ein, mitzumachen. Im gemeinsamen Anzünden von Kerzen soll das Verbindende betont werden.

Wolfgang Ölz

Marbod FritschMarbod Frisch erinnert sich sehr gut, als seine Mutter ihn als Volksschüler zeitig zum Gottesdienst in die Mariahilf Kirche in Bregenz Vorkloster schickte und er noch vor der Messe sah, wie die Ministranten die Kerzen am Altar entzündeten.
Für die Johanniterkirche in Feldkirch hat er nun eine mehrstündige ortsspezifische Performance gestaltet: Wie ein goldener Kronleuchter hängt ein eigens in vier Teilen gefertigter und vor Ort zusammengefügter Stahlring über dem offenen Boden der Kirche. Dieser Ring ist mit über 400 Kerzen beschickt, die in einem Ritual am Beginn und am Ende der Ausstellung von Menschen unterschiedlicher Religionen und Konfessionen im Wechsel angezündet werden. Wenn die ersten Kerzen nach vier Stunden ausgehen, beginnt das Entzünden von Neuem.
Jede/r Vertreter/in einer anerkannten Religionsgemeinschaft kann sich im Vorfeld bei Marbod Fritsch melden, um aktiv Teil dieser Kunstperformance zu werden. Auch Generalvikar und Dompfarrer Rudolf Bischof nimmt auch an der Zeremonie teil. Die bereits eingeladenen Glaubensgemeinschaften nennt der Künstler alphabetisch: Aleviten, Altkatholiken, Buddhisten, Juden, Katholiken, Muslime und Protestanten.

Religion und Licht.

Eigentlich lebt jede Religion mit dem Licht als Symbol. In der Bibel heißt es bei Genesis 1,3: „Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht“. Im Islam ist ein Bittgebet des Propheten Mohammed tradiert, das mit den Worten „O Gott, bringe in unsere Herzen Licht“ beginnt. Im Judentum wird beim achttägigen Lichterfest Chanukka im Dezember jeden Tag ein neues Licht entzündet, bis am achtarmigen Leuchter alle Lichter brennen. Metaphorisch spricht Paulus in 2 Korinther 4,6 bezugnehmend auf den Anfang des Alten Testaments so: „Denn Gott sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten! Er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi.“ Die vorliegende künstlerische Arbeit steht nicht zuletzt in der Tradition des Zweiten Vatikanischen Konzils, verstärkt den Dialog mit Anders- und Nichtgläubigen zu suchen.

Einheit in Vielfalt.

Die Idee Marbod Fritschs besteht nun darin, Menschen mit verschiedenen Einstellungen das Gleiche tun zu lassen und so einen besonderen Moment der Einheit in der Vielfalt möglich zu machen. Die unterschiedlichen Zugänge, so Fritsch, münden doch alle in der Suche nach Liebe, Geborgenheit und erfülltem Leben. «

Aufruf zur Teilnahme

Wer an der Kunstperformance „Remain in Light“ teilnehmen möchte, meldet sich per E-Mail bei Marbod Fritsch und erhält für Fr 30. August oder Sa 26. Oktober jeweils zwischen 18 und 24 Uhr eine 15-minütige Zeit zugewiesen, in der man im goldenen Ring Kerzen anzündet.
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In seiner Vernissagerede geht Existenzanalytiker und Logotherapeut Patrick Fürnschuss auf die Mehrdeutigkeit des Lichts im rational-kognitiven Sinne einer Erkenntnis und vor allem auch im emotional geprägten Glauben ein. Es geht darum, eigene Grenzen zu überschreiten.

Öffnungszeiten: Di bis Fr, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr, Sa 10 bis 14 Uhr.
Dauer der Ausstellung: 31. August bis
26. Oktober, Johanniterkirche, Feldkirch.

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 24 vom 22. August 2019)