Johannes der Täufer ist der Wegbereiter Jesu. Als Jesus auftritt, ist es die Aufgabe des Johannes, auf ihn hinzuweisen und den Weg zu beschreiben, auf dem die Erlösung durch Christus Jesus kommt.

2. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A, 19. Jänner 2020
Wort zum Sonntag von Nikola Balovic

Evangelium

Johannes 1,29–34
In jener Zeit sah Johannes der Täufer ­Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war. Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, damit er Israel ­offenbart wird. Und Johannes bezeugte: Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb. Auch ich kannte ihn nicht; aber er, der mich ­gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir ­gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen und auf ihm bleiben siehst, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist der Sohn Gottes.

1. Lesung

Jesaja 49,3.5–6
Der HERR sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will. Jetzt aber hat der HERR ­gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht geformt hat, ­damit ich Jakob zu ihm heimführe und Israel bei ihm versammelt werde. So wurde ich in den ­Augen des HERRN geehrt und mein Gott war meine Stärke. Und er sagte: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht der ­Nationen; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.

2. Lesung

1 Korintherbrief 1,1–3
Paulus, durch Gottes Willen berufener ­Apostel Christi Jesu, und der Bruder Sósthenes an die Kirche Gottes, die in Korinth ist – die Geheiligten in Christus Jesus, die ­berufenen Heiligen - , mit allen, die den ­Namen ­unseres Herrn Jesus Christus überall anrufen, bei ihnen und bei uns. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem ­Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

WORT ZUM SONNTAG

Pfr. Nikola Balovic

Nikola Balovic ist Priester der serbisch-orthodoxen Kirche und wirkt in Feldkirch (Vorarlberg). Den Autor erreichen Sie unter:

Das Lamm Gottes

Alle Propheten und Apostel predigten über Christus in seiner Abwesenheit: einige bis zu seinem Kommen, andere nach seiner Himmelfahrt. Nur Johannes der Täufer predigte in seiner Gegenwart über ihn: „Er sah Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“ Der heilige Johannes der Täufer zeigt jedem die Gabe, mit der Christus gekommen ist, und den Weg der Erlösung. Das Wort „Lamm“ bedeutet beides. Denn Johannes sagt nicht: „Wer die Sünden der Welt wegnehmen wird“ oder „weggenommen hat“, sondern: „Wer die Sünde der Welt wegnimmt“. Er macht damit deutlich, dass Christus es immer tut.
Tatsächlich nahm er die Sünde der Welt nicht nur hinweg, als er gekreuzigt wurde, sondern auch von da an und bis jetzt nimmt er die Sünden der Welt auf sich. Er hat einmal ein Opfer für die Sünden dargebracht, und durch dieses eine Opfer reinigt er immer von den Sünden. Das auf sich zu nehmen und die ganze Menschheit von diesem alles durchdringenden Monster zu befreien, konnte nur ein allmächtiges und zugleich endlos menschenliebendes Wesen wie Jesus, der Gottessohn. Dieses Opfer konnte nur das sanfte und unfehlbare Lamm Gottes bringen: Durch Sanftmut, Demut und aufopfernde Liebe rettet er vor der Grundsünde des Menschen: Überheblichkeit, stolze Selbstliebe und Hochmut.
Das heißt: Das Lamm Gottes Jesus kommt in die Welt der Menschen, in die grausame und schreckliche Wüste der Sünde und des Todes, das Lamm kommt sanftmütig und ruhig, nicht um zu verurteilen, sondern um sich zu erbarmen und zu lieben und zu befreien.

Zum Weiterdenken

Wenn Christus nicht als Lamm Gottes, ­sondern als Untersuchungsrichter gekommen wäre: Welcher Mensch würde dann angesichts des Todes Gnade finden?

Ich hoffte, ja ich hoffte auf den HERRN.
Da neigte er sich mir zu und hörte mein Schreien.
Er gab mir ein neues Lied in den Mund,
einen Lobgesang auf unseren Gott.
An Schlacht- und Speiseopfern hattest du keinen Gefallen,
doch Ohren hast du mir gegraben,
Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert.
Da habe ich gesagt: Siehe ich komme.
In der Buchrolle steht es über mich geschrieben.
Deinen Willen zu tun, mein Gott, war mein Gefallen,
und deine Weisung ist in meinem Inneren.
Gerechtigkeit habe ich in großer Versammlung verkündet,
meine Lippen verschließe ich nicht; HERRN, du weißt es.

Antwortpsalm (aus Psalm 40)

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 3 vom 16. Jänner 2020)