Spiel, Spaß und Freude. Drei Worte, die zumeist noch mit der Kindheit in Verbindung gebracht werden. Aber wer sagt denn, dass man für diese drei Worte jemals zu alt werden kann? Im Sozialzentrum Weidach gibt es - wie fast jeden zweiten Mittwoch im Monat - auch im Frühjahr die Einladung zum Café Lebensfreude und wer hier durch die Runde schaut, dem wird schnell klar, dass die Freude am Leben kein Alter kennt.

Mittwoch, 15:00 Uhr: Im Sozialzentrum Bregenz Weidach klimpern die Kaffeetassen und Kuchengabeln, denn hier wird gerade wieder das Café Lebensfreude ausgerichtet. Gruppenleiterin Anita Ohneberg erklärt: „Das Café Lebensfreude ist ein Treffpunkt für all jene, die auch im Alter gerne geistig und körperlich in Bewegung kommen und auch in Begegnung bleiben wollen. Erst gibt es Kaffee und Kuchen, dann kommen wir im Sitzkreis zusammen und beginnen mit spielerischen Gedächtnisübungen, die an das Programm von ALT.JUNG.SEIN Lebensqualität im Alter angelehnt sind. Oft singen wir und manchmal tanzen wir sogar ein wenig.“  

Am Wichtigsten ist die Freude
Bereits seit 2010 leitet Anita Ohneberg das Café Lebensfreude. Als pensionierte Pflegerin weiß sie: „Alles, was uns im Alter in Bewegung bringt und unsere Sinne anregt ist gesund. Sei es ein Merkspiel, eine kleine Körperübung oder einfach einmal ein lautes Lachen.“
Und gerade Letzteres ist ihr besonders wichtig. „Der Spaß steht beim Café Lebensfreude ganz klar im Vordergrund! Uns geht es hier nicht darum, eine perfekte Übung nach der anderen abzuschließen, sondern vielmehr darum, dass alle mitmachen wollen, sich einbringen können und sich wohl in der Gruppe fühlen.“

Blumenteppich, Tänze und alte Lieder
Mittlerweile sind Kaffee und Kuchen verspeist und eine Gruppe von ungefähr fünfzehn TeilnehmerInnen, die alle persönlich mit Handschlag begrüßt werden, findet sich im Stuhlkreis ein. Sonnenlicht fällt durch die großen Fenster und beleuchtet die bunte Osterdekoration und spätestens jetzt wird einem bewusst: Hier stehen alle Zeichen auf Frühling! „Jedes Treffen hat ein eigenes Motto“, erklärt Ohneberg. „Diesmal eines der Schönsten überhaupt: Frühlingsgefühle!“
Aus ihrem persönlichen Arsenal von laminierten Bildern, Buchstaben, Formen und Farben, Würfeln und Tüchern wählt Ohneberg eine Schachtel voller bunter Papierblumen. Während einer der Teilnehmer die Zahl drei würfelt und ein anderer eine rote Blume auswählt, verbindet Anita Ohneberg geschickt diese Übung mit der Frage: „Wer kann mir drei rote Blumen aufzählen?“ während sie so langsam in der Mitte einen Blumenteppich auslegt. „Nelke!“, kommt es prompt. „Mohn“, ruft eine weitere Bewohnerin. „Rosen“, ergänzt eine andere. „Da kenn' ich ein Lied dazu“, ruft ein Dritter. Und dieses wird dann auch direkt angestimmt. Anschließend kommen die Buchstabenkarten ins Spiel. Was hat etwa ein gezogenes „K“ mit Frühlingsgefühlen zu tun? Ein Teilnehmer sagt schelmisch „Küssen“ und beim Buchstaben X wird es dann doch schwierig, aber auch hier findet sich bald die Lösung mit „Xanthippe“ – mit der Bemerkung, dass dieser streitsüchtigen Dame das Küssen wohl nicht so gefallen hat. Lachend meinen einige, dass es bei diesem Thema ruhig auch ein wenig frivol zugehen darf.

Reich an Lebenserfahrung
Besonders freut es die Gruppe, wenn auch sie mit ihrer reichen Lebenserfahrung der Gruppenleiterin Tipps geben können, wie eine Übung vielleicht noch besonders ausgeschmückt werden könnte oder wenn sie eine neue Redewendung oder Sprüche finden, die bislang auch Frau Ohneberg unbekannt waren. „Das erfüllt die SeniorInnen mit Stolz und ich freue mich, wenn sie auch mir etwas beibringen, das lässt sie richtig strahlen“, so Anita Ohneberg.

Sonnen fürs Gemüt
Lustig geht es dann in die Abschlussrunde und in diesem etwas längeren Bewegungsteil sind die Teilnehmenden aufgefordert, mit gelben Smiley-Luftballons auf die Gruppenleiterin zu zielen, ohne dass die Ballons den Boden berühren sollen. Wie kleine gelbe Sonnen schweben diese nun im Foyer des Sozialzentrums und herzliches Lachen erfüllt den Raum.
„Ich komme nächstes Mal auf jeden Fall wieder“, meint eine Teilnehmerin am Ende des Treffens noch zufrieden. „Und das übernächste Mal auch!“

Ein Blick in die Zukunft
Tatsächlich fällt Ohneberg und ihrer motivierten Gruppe ständig etwas Neues ein um neben den kognitiven Fähigkeiten insbesonders auch die Lebensfreude zu stärken. „Natürlich lässt sich nicht immer alles so umsetzen, wie man es anfangs geplant hat. Heute liegt der Altersdurchschnitt der TeilnehmerInnen mit geschätzten 85 Jahren wesentlich höher als in meinen Anfängen im Jahr 2010 und zusätzlich herrscht natürlich eine gewisse Bewegungseinschränkung“, wirft Ohneberg ein, fügt aber schmunzelnd hinzu: „Aber da heißt es dann eben auch für einen selbst: Umdenken und beweglich bleiben!“

Das Café Lebensfreude findet grundsätzlich (ausser Ferienzeiten oder interne Sozialzentrums-Veranstaltungen) jeden zweiten Mittwoch von 15.30 bis 17.00 Uhr statt und ist sowohl für HeimbewohnerInnen, als auch BesucherInnen (mit einem kleinen Unkostenbeitrag) zugänglich. Die Treffen werden vom Katholischen Bildungswerk Vorarlberg, dem Sozialzentrum sowie vom Land Vorarlberg unterstützt. Die vkw Gruppe als Nachbar im Weidach unterstützt ebenfalls mit einem kleinen Förderbeitrag.

Bericht: Isabel Natter