Wir wissen es nämlich nicht! Dafür manch anderes spannendes Details zum Tag, an dem die Glocken im Land gegen den Hunger läuten...

Glocken dienen seit jeher unterschiedlichen Zwecken: Einerseits werden sie angeschlagen, um die Zeit zu verkünden. Dieser Glockenschlag stammt aus jenen Tagen, als noch nicht jede/r eine eigene Uhr besaß. Daneben wurde und wird dreimal täglich (morgens, mittags und abends) der sogenannte „Engel des Herren“ („Angelus“) geläutet. Dieses Läuten lädt – ähnlich wie der Ruf des Muezzins in arabischen Ländern – zum regelmäßigen Gebet ein. Das „Zusammenläuten“ zu den Gottesdiensten ist ebenfalls eine geläufige Funktion. Weiters erinnert Glockengeläut (zumeist der größten Glocke) Freitagnachmittag um 15:00 Uhr an die Sterbestunde Jesu, Samstag spätnachmittags wird der Sonntag eingeläutet. Zum Verkünden von besonderen Ereignissen wurde und wird ebenfalls mit besonderen Glocken geläutet, etwa beim Ableben oder der Wahl eines neuen Papstes usw. Schließlich kennen wir das Läuten der Pummerin, die den Jahreswechsel anzeigt.

Am heutigen Freitag klingt das 15-Uhr-Geläut vielleicht ein bisschen anders, denn es dauert volle fünf Minuten. Ein Weckruf, um daran zu einnern, dass täglich Menschen an Hunger sterben und wir alle etwas dagegen tun können. Mehr dazu »

Keiner kennt die Zahl

Wie viele Glocken in Vorarlberg einstimmen, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, denn trotz exzellent geführter Bücher existieren keine Aufzeichnungen über die Gesamtzahl von Glocken im Ländle.
Eine grobe Schätzung geht von ca. 1000 Stück aus. Dies errechnet sich aus etwa 150 Kirchen mit je ca. 4 Glocken und etwa 400 Kapellen mit je einer Glocke. Aber wie gesagt: Genaue Zahlen fehlen.

Was wir aber wissen ist, dass die größte Glocke im Land nicht in einer Kirche hängt, sondern im Katzenturm in Feldkirch. Die heutige Glocke ist die Vierte an diesem Ort, die ihren mächtigen Klang über der Montfortstadt erklingen lässt. Der sogenannte Katzenturm wurde zwischen 1491 und 1507 als Teil der Stadtbefestigung erbaut und 1665 zu einem Glockenturm umgestaltet. Nachdem in den 1850er Jahren die damalige Glocke schadhaft geworden war, bekam die in Feldkirch ansässige Glockengießerei Graßmayr den Auftrag, die neue Katzenturmglocke zu gießen. Der Guss der großen Glocke durch Joseph Anton Graßmayr (1827 – 1882) war ein besonderes Ereignis, denn mit etwa 7500 kg war die wiederum mit dem Patronat von Maria und Rochus gewidmete Glocke eine der größten Österreichs. 1861 wurde der Glockenstuhl im Katzenturm erneuert, zum Läuten der Glocke waren fünf bis sechs Mann notwendig. Dass die Glocke die zwei Weltkriege überstanden hat, ist dem persönlichen Einsatz einiger Personen zuzurechnen, die sich mit Nachdruck für die Erhaltung der Katzenturmglocke einsetzten und verhinderten, dass auch sie zu Rüstungszwecken abgeliefert werden musste.

Eine Kirche ohne Glocken?!

Ein Kuriosum bildet in diesem Zusammenhang die Kirche St. Josef in Rankweil. In ihrem Turm befinden sich nämlich keine einzige Glocke! Ansonsten bemühten sich alle Kirchen und Pfarreien um ein möglichst vollständiges Geläut. Immer noch werden neue Geläute angeschafft, so etwa in den letzten Jahren in Nüziders und Schoppernau.

Und auch in der Hauptstadt stehen die Zeichen auf Erneuerung: Mit 22 Stück ist der Stephansdom Europas Kirche mit den meisten Glocken. Allerdings: Nach sechzig Jahren im unermüdlichen Einsatz weist die Technik des Hauptgeläuts im Südturm Ermüdungserscheinungen auf und verlangt nach einer Restaurierung. Richard Deutinger von Servus TV war vor Ort („Hoagascht“ mit Richard Deutinger am So., 09.08., ab 19:45 Uhr).

Quelle: Archiv der Diözese Feldkirch / Servus TV / red