Kennen Sie die „17 Ziele für nachhaltige Entwicklung“ („SDGs“), die von den UN 2016 in Kraft gesetzt wurden? Nein? Das zu ändern, ist Ziel der Caritas Vorarlberg, die nun mit jugendlichem Elan und kompetenten Partnern das „SDG Forum Vorarlberg“ aus der Taufe gehoben hat.

Dietmar Steinmair

Worum geht es? Die 10 Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) der UN, die bis 2015 galten, waren durchaus erfolgreich. So wurde u.a. die Zahl der Menschen, die weltweit unter extremer Armut und Hunger leiden, innerhalb von 25 Jahren halbiert, ebenso die Zahl der Kinder im Grundschulalter, die keine Schule besuchen. Die 17 SDGs traten vor 5 Jahren die Nachfolge der MDGs an, mit einem Horizont bis 2030. Drei große Herausforderungen stehen dabei im Fokus: die Beseitigung von manifester Armut in allen Formen, die Überwindung von ungerechten Verhältnissen und der Kampf gegen den Klimanotstand.

„Laber net! Tua was!“

Unter diesem schon bekannten Motto beschäftigen sich die derzeit 25 Jugendbotschafterinnen der Caritas, von denen Lena Feurstein, Eva Willi und Senta Winkler nach Dornbirn gekommen waren, bereits länger mit den UN-Kinderrechten und nun auch mit den SDGs. Sie halten dazu Workshops an Schulen, sammeln Geld für eigenfinanzierte Projekte, die sie in Zusammenarbeit mit der Auslandshilfe in Äthiopien umsetzen (etwa: „Mangotree for Family“ oder „Jedem Po sein Klo“) und proben intensiv für die zweite, überarbeitete Fassung ihres Musicals „Solve it!“ zu den SDGs, mit denen sie vor zwei Jahren 2.500 Schüler/innen erreicht haben.

Grundanliegen für das SDG Forum

Caritas-Direktor Walter Schmolly dankte den Jugendbotschafterinnen für ihre „Klarheit, Kraft und Kreativität“, für ihr Gespür dafür, was nicht in eine gute Zukunft führe, und für ihre Intuition, was gut sei für die Zukunft. Den Preis in der Corona-Krise zahlten ja vor allem die Jugendlichen, so Schmolly, der in den Erfahrungen der letzten Monate auch eine Chance sieht: „Eine Krise ist immer eine Zeit des Unterscheidens und des Entscheidens - und diese Chance in der Corona-Krise wollen wir nicht ungenützt verpassen.“ Dazu brauche es jetzt dringend ein substantielles Gespräch in der Gesellschaft. Konstitutiv müssten darin Jugendliche mit einbezogen werden.
In so einem Zukunftsgespräch müsse vor allem das Gleichgewicht zwischen Ökologie, Sozialem und Wirtschaft kontinuierlich verhandelt werden. Nachhaltigkeit sei letztlich nichts anderes als ein Miteinander dieser drei Bereiche. Als Bezugsrahmen für einen gemeinsamen Weg so vieler Akteure würden sich nun die 17 SDGs anbieten.

Wirtschaft hilft mit

Apropos Wirtschaft: Das Thema Nachhaltigkeit betreffe alle Bereiche eines Betriebes  - dazu brauche es auch einen gemeinsamen Bezugsrahmen, sagt Gerald Fitz. Er ist Chef von Haberkorn, größter technischer Händler Österreichs mit Sitz in Wolfurt und über 1.700 Mitarbeiter/innen in 10 Ländern.  Bereits 2008 hat Haberkorn ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsmodell erarbeitet, das Maßnahmen in den Bereichen Mitarbeiter, Prozesse, Sortiment, Lebensraum und Gesellschaft umsetzt. Seit einiger Zeit verknüpft das Unternehmen seine Nachhaltigkeitsaktivitäten mit den SDGs und will nun mithelfen, mit der Caritas und dem SGD-Forum die dahinterstehenden Ideen zu verbreiten.
Es gehe ums Tun, nicht nur ums Konzept, so Fitz. Dabei zähle jeder kleine Schritt. Gerade jetzt, während und nach Corona, sei für das Thema Nachhaltigkeit ein guter Zeitpunkt. Vielleicht sei der Vergleich ja zu groß - aber so wie nach der Pest die Renaissance kam und nach dem 30-jährigen Krieg der Barock, so frage Fitz sich im Moment: „Was kommt  jetzt - nach Corona?“
Ein nächster Schritt ist dabei schon geplant: Im November 2020 lädt die Caritas zum „1. SDG Forum Vorarlberg“, bei dem Fachleute, Menschen aus der Praxis, Wirtschaftstreibende, Politiker/innen und Interessierte über Anwendungserfahrungen zu den SDGs sprechen werden.


Was sind die 17 SDGs?

 Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (engl. „Sustainable Development Goals“, kurz „SDGs“) sind politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen zur Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene. Sie folgten auf die Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) und traten am 1. Januar 2016 mit einer Laufzeit von 15 Jahren (bis 2030) in Kraft. Im Unterschied zu den MDGs, die insbesondere Entwicklungsländern galten, gelten die SDGs für alle Staaten. Der offizielle deutsche Titel lautet „Transformation unserer Welt: Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“, kurz: „Agenda 2030“.


(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 27 vom 2. Juli 2020)