Jede und jeder von uns braucht einen leeren Raum:
einen Raum, um über das eigene Leben nachzudenken, um Klarheit zu gewinnen über die eigenen Hoffnungen und Enttäuschungen, über Ziele und Aufgaben.
Jede und jeder von uns braucht so etwas wie das Gewand des Hirten:
ein Hinweiszeichen auf das, was unser Leben letztlich prägt und wertvoll macht;
ein Erinnerungszeichen, das uns unsere Wurzeln, unsere Herkunft und unsere Geschichte immer wieder vor Augen stellt.
Wer sein Leben bewusst gestalten will, wer sich eine innere Freiheit bewahren und sich nicht kritiklos seiner Umgebung anpassen möchte
der muss von Zeit zu Zeit aussteigen aus den gewohnten Geschäften, der braucht einen Raum für die Fragen, die im Alltag oft untergehen:
Wer bin ich wirklich?
Wer könnte ich sein?
Was ist meine Lebensaufgabe, meine persönliche Berufung?
Wem verdanke ich meine Existenz?
Was gehört zu meiner Lebensgeschichte?
Schaffen wir uns im Sommer diesen „leeren Raum“, füllen wir ihn mit Erinnerungsstücken, die uns Halt und Orientierung geben – und schöpfen wir tagtäglich Kraft daraus, um „bescheiden und weise“ – wie es in der Hirtenlegende heißt, das Leben miteinander und füreinander zu gestalten.
Pfr. Friedl Kaufmann