Pater Nivard hat gerade seinen 89. Geburtstag gefeiert, nun folgten die Feierlichkeiten zum 70-jährigen Mönchsjubiläum. Am 20. August 1953 legte er mit 19 Jahren sein erstes Gelübde, die zeitliche Profess, ab. Zum 70. Jahrestag fand ein Gottesdienst zu diesem besonderen Jubiläum in der Kirche des Klosters Mehrerau statt. Nivard Huber ist somit der längstdienende Ordensmann in Vorarlberg. Der für seine Herzlichkeit und Freundlichkeit bekannte Pater freute sich mit seinen Ordensbrüdern, Freunden, Verwandten und Mitarbeitenden. „Wir gratulieren unserem lieben Mitbruder zu seiner Jubelprofess und danken ihm für seine vielfältigen Dienste zum Wohle seiner Mitbrüder und Mitmenschen“, gratuliert Abt Vinzenz Wohlwend.
Zahlreiche Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten erfüllten und erfüllen Pater Nivards Leben als Zisterzienser. Während der vergangenen 70 Jahre war er als Lehrer sowie später als Direktor an der Klosterschule, dem Collegium Bernardi, sowie als Klosterverwalter in Bregenz und Prior des Priorats Birnau tätig. Ab 1976 begann er auch, die Landwirtschaft des Klosters zu erneuern. „Alles ist immer mehr gewachsen. Melkanlagen, Schweinestall, Pferdezucht, Handwerkstätten und Vorarlbergs zweite Biogasanlage waren nur einige Projekte. Die Biogasanlage haben wir mit Kuhmist betrieben. Das ging durch alle Medien“, lacht er. Dieser offenen Geist – nicht nur für den Glauben, sondern auch für das Weltliche – macht Pater Nivard bis heute aus.
Sein Weg zu Gott und zum Orden begann bereits in seiner Schulzeit. Weil der Pfarrer in seiner Geburtsgemeinde Satteins mehr in dem jungen Josef, Pater Nivards Taufname, sah, schickten ihn seine Eltern ins Gymnasium des Collegium Bernardi nach Bregenz. „Dort haben mich die Patres sehr beeindruckt.Wie sie den Glauben mit Bildung kombiniert haben, hat mir sehr imponiert“, erzählt der freundliche Priester. Aus diesem Grund entschloss sich Pater Nivard, bereits nach der sechsten Klasse Gymnasium das Noviziat anzutreten. Die siebte und achte Klasse hat er als Schulfrater besucht und 1955 maturiert. Nach seiner feierlichen Profess mit 22 Jahren studierte Pater Nivard Philosophie und Theologie in der hauseigenen Lehranstalt sowie in Hauterive/Fribourg und Innsbruck. Nach seiner Priesterweihe 1959 studierte er Mathematik und Sport zum Lehramt. Seit einiger Zeit ist der 89-Jährige im Ruhestand, was für ihn aber keinesfalls „ruhen“ bedeutet. „Ora et labora“, den Benediktiner Grundsatz, lebt er jeden Tag aktiv und widmet sich dem Klostergarten sowie dem Streuobstbäumen rund um das Kloster.
Die Territorialabtei Wettingen-Mehrerau am österreichischen Bodensee wurde im 11. Jahrhundert als Benediktinerabtei gegründet und 1805 zunächst aufgelöst. 1854 wurde sie erneut durch Schweizer Zisterzienser besiedelt, die dort die Tradition des 1841 geschlossenen Klosters Wettingen fortführen. Seitdem führt die Abtei den Doppelnamen. Sie gehört zu den wenigen verbleibenden Territorialabteien, die keiner Diözese angehören. Der Abt von Wettingen-Mehrerau ist dementsprechend auch Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz. Zugleich ist er Abtpräses der nach dem ersten Weltkrieg approbierten Mehrerauer Zisterzienserkongregation mit über 20 Klöstern in Österreich, Schweiz, Deutschland, Tschechien, Slowenien und den USA. Derzeit leben 21 Mönche im Kloster Mehrerau in Bregenz. Im November 2022 startete das Kloster die umfangreichste Klostersanierung in Bregenz. Die Abtei möchte damit nicht nur Gutes pflegen und instand setzen, sondern will diesen lebendigen, spirituellen Ort öffnen.