
„Spiritual Care“ nennt sich der Lehrgang, zu dem sich zwischen November und März sechzehn Frauen und Männer aus der Krankenhaus- und Heimseelsorge drei Mal für fünf Tage im Bildungshaus Batschuns trafen. Geleitet wurden die Tage von Karl-Heinz Feldmann, er ist Klinik- und Palliativseelsorger, Supervisor und Trauerbegleiter. Die Co-Leitung lag in den Händen von Gerhard Häfele, Leiter der Krankenhausseelsorge der Diözese Feldkirch.
Die Kurstage waren sehr intensiv und äußerst spannend. Bei den Teilnehmer:innen handelte es sich ja nicht um Neulinge, sondern um Frauen und Männer, die meist schon jahrelange Erfahrung in der Krankenhaus-Seelsorge mitbringen. Die Auseinandersetzungen schärften den Blick: auf die eigene Rolle, auf das System Krankenhaus, auf die Haltung gegenüber Patient:innen sowie auf die differenzierte Wahrnehmung des Gegenübers.
Immer ging es darum, hinter das Gehörte zu blicken, jene Themen aufzuspüren, die dem Gesagten zugrunde liegen. So zum Beispiel die Frage nach dem Warum oder nach Schuld, die Frage nach Identität oder Sinn, nach Verbundenheit und Hoffnung. Diese Fragen verbergen sich vielfach in alltäglichen, unspektakulären Erfahrungen und Erzählungen. Es gilt, diese ernst zu nehmen, so banal sie auch erscheinen. Fertige Antworten haben Seelsorger:innen keine mit dabei. Vielmehr öffnen sie den Raum für die unterschiedlichen Fragen und versuchen, sie in Worte zu fassen. Gemeinsam wird nach möglichen Antwortspuren gesucht, die dem Gegenüber einen nächsten Schritt erleichtern.
Um ein Gespür für eine solche Gesprächsführung zu bekommen, wurden zahlreiche Beispiele in verteilten Rollen durchgespielt. Das führte zu manchem Aha-Erlebnis, denn vielfach braucht es das Erfahren am eigenen Leib, um zur Erkenntnis zu kommen. Neben solchen Rollenspielen wurden viele Themen auch auf persönlicher Ebene beleuchtet, sei es in Einzelreflexion oder im Zweiergespräch.
Die Teilnehmenden sind nun gut gerüstet für die Begegnung mit Kranken oder Sterbenden, mit Angehörigen oder Pflegenden und wissen sehr wohl, dass es nie „nach Plan“ verläuft, dass jede Situation anders ist und immer ein gutes Gespür vonnöten ist für das, was es jetzt gerade braucht. Vor allem aber ist wieder einmal klar geworden, dass die entscheidende Kraft die Gegenwart Gottes ist.
Fragen an Gerhard Häfele, Leiter der Krankenhaus-Seelsorge in der Diözese Feldkirch:
Welche Bedeutung hat der Lehrgang „Spiritual Care“ für die Krankenhaus-Seelsorger:innen hier im Land?
Die herkömmlichen religiösen „Arbeitsweisen“, Antworten und Riten sind für viele Menschen so nicht mehr zugänglich und sinnstiftend. Zugleich leben wir in einer Zeit, in der gerade in den Krisensituationen von Krankheit und Leid viele danach fragen, was denn für sie sinnvoll ist, ihnen Kraft, Hoffnung und Halt geben kann. Der Lehrgang Spiritual Care für konfessionelle Seelsorge soll den Blick dafür schärfen, diese Kraftquellen frei zu legen.
Was ist das Spezifische der katholischen bzw. konfessionellen Seelsorge – in Abgrenzung zu anderen Disziplinen wie Psychologie, Psychotherapie oder Sozialarbeit?
Seelsorge baut auf den Erfahrungen der Humanwissenschaften auf, bringt darüber hinaus aber eine Dynamik mit sich, welche über das rein „Weltliche“ hinausgeht. Denn schon die Rolle der Seelsorge verweist auf das Transzendente, das Heilige, auf Gott. Wenn ich mich bei einem Patienten als „Seelsorger“ vorstelle, löst das etwas anderes aus als beim Vorstellen eines Psychologen. Da schwingt etwas anderes mit.
In der Resonanz für die Sorgen und Nöte der Betroffenen versucht die Krankenhausseelsorge einen „Seelenraum“ anzubieten, in dem Erde und Himmel sich wohltuend berühren können und alles Fragmentarische des Lebens, implizit oder explizit, in die größeren Hände Gottes gelegt werden kann.
Seelsorge hilft - trotz Krankheit, Trauer und Leid - im Acker des Lebens, auch in den Abgründen, den einen oder anderen Schatz oder eine Perle zu entdecken, Erlebnisse und Episoden, für die man rückblickend dankbar wird. Wenn diese Schatzsuche gelingt, wird es möglich, das Zeitliche zu segnen („segnen“ bedeutet „bene-dicere“ (lat.) – Gutes zusagen) und sich und seiner eigenen Lebensgeschichte Gutes zuzusagen.
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