Für mich soll's rote Rosen regnen...
In meiner mir eigenen Bescheidenheit, erwarte ich das von meinem Partner nicht regelmäßig, aber zumindest an diesem Tag. Da fällt mir ein, ich hab ja nicht Geburtstag, was soviel bedeutet wie, ich sollte meinen mir angetrauten Ehemann vielleicht auch etwas Schenken. Ich spür schon, wie meine romantische Verklärungen sich etwas eintrübt, denn mit Rosen komm ich nicht gut an und Pralinen will ich ihm keine schenken - Männerbauch fand ich noch nie sexy. Aber was dann?
Ich frage Chatgpt und lege das Handy nach einer halben Stunde völlig fertig auf die Seite – Romantische Abendessen oder eine Abenteuerfahrt ins Blaue…dieses Medium hat keine Ahnung von meinem Leben.
Ich könnte ihm einfach sagen, dass ich das mit dem Valentinstag einen totalen Quatsch finde, eine geniale Geschäftsidee der Blumenhändler, denen wir zwei natürlich nicht auf den Leim gehen. Ich sehe schon seine Erleichterung im Gesicht und mein Ziehen in der Herzgegend, weil ich es eigentlich nicht ernst gemeint hatte. Vielleicht nicht das volle Programm, sondern nur ein wenig Valentin - vielleicht einfach nur eine Rose. So wie letztes Jahr - als er auf dem nach Hause noch schnell in der Gärtnerei war, in der Hoffnung häuslichen Ärger zu vermeiden. Am Abend zwischen Abendessen kochen und Kinder ins Bett bringen hat er sie mir in die Hand gedrückt und irgendwas von Valentin gemurmelt. Fand ich schön. Ich habe sie in eine Vase gestellt und gedacht eh schön und er hat zumindest daran gedacht. Als ich ein paar Tage später die Dokumentation über Blumenplantagen in Ägypten gesehen habe, bei der das Gift für die Blumen, die Böden, die Menschen und den letzten Rest meiner Freude zerstört hat, war mir klar, diese Valentinsgabe kann ich nicht mal mit gutem Gewissen kompostieren.
Okay, zurück an den Start. Warum lässt mich dieser unglückliche Patron - er musste zum Schluss für seine Überzeugung sterben - keine Ruhe?
Grübel, grübel …vielleicht, weil ich die prickelnde Romantik in meinem Alltag zwischen Kinderkram und Familienmanagement echt vermisse. Ein wenig traurig denke ich an unsere ersten Jahre ohne Kinder zurück, als wir uns noch mit netten Botschaften, candle light dinner, selbstgepflückten Blumen von der Bergwiese (Erinnerungsoptimismus – hab ich mir damals schon selbst gepflückt) überraschten. Keine Zweifel, ich liebe ihn, diesen Mann der bereit ist, sein Leben mit mir und unseren Kindern zu teilen, der regelmäßig die Mäusemägen vor unserer Haustür entfernt und alles repariert, was kaputt wird. Der Mann der als Vater sein Herz genauso vorbehaltlos an die Kinder verschenkt hat, wie ich.
Vielleicht nutze ich diesen Valentinstag einfach dazu, ihm das zu sagen. Und schon ein paar Tage vorher, sag ich ihm ganz aufrichtig, dass er sich dieses Jahr um kein Valentinsgeschenk bemühen muss, dass er mein Valentinsgeschenk ist, einfach so, weil es ihn in meinem Leben gibt und ich ihn volle gern habe „my valentine“.