Am kommenden Sonntag, 16. Juni, beginnt in Nemi bei Rom das 19. Generalkapitel der Steyler Missionare. 153 Teilnehmer aus 31 Ländern werden sich im Ad Gentes Zentrum versammeln, um über die Zukunft der 6.000 Mitglieder zählenden Ordensgemeinschaft zu beraten.
Das Generalkapitel steht unter dem Thema „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten (Mt 5,16): Treue und kreative Jünger in einer verwundeten Welt“.
Vier Wochen lang werden die Teilnehmer am Generalkapitel die derzeitige Situation ihrer Gemeinschaft betrachten und sich mit den gesellschaftlichen, ökologischen und spirituellen Herausforderungen in einer „verwundeten Welt“ beschäftigen. Die Diskussionen darüber werden schließlich in einer Entscheidungsfindung über die zukünftige Ausrichtung der Steyler Missionare münden.
Ein Höhepunkt des Generalkapitels wird eine Privataudienz bei Papst Franziskus am 28. Juni im Vatikan sein. Im Rahmen des Kapitels findet auch die Wahl des neuen Generalsuperiors statt, der P. Paulus Budi Kleden ablösen wird. Er wurde erst kürzlich von Papst Franziskus zum Erzbischof von Ende (Indonesien) ernannt. Nach langer Tradition findet die Wahl am 4. Juli statt.
Die Mitteleuropäische Provinz, zu der Österreich, die Schweiz, Kroatien und Paris gehören, wird durch Provinzial P. Christian Stranz SVD sowie den Delegierten P. Janvier Koutandji SVD vertreten. Koutandji stammt aus Togo und arbeitet in der Pfarrseelsorge in den Vororten von Paris.
Christian Stranz war Jugendseelsorger der Diözese Feldkirch und ab 2004 Pfarrer in Dornbirn-Hatlerdorf und ab 2014 auch in Dornbirn St. Martin. 2019 übernahm Christian Stranz als Moderator die Leitung des Seelsorgeraum Katholische Kirchein Dornbirn, bevor er im Mai 2023 das Amt des Provinzials der Steyler Missionare in Österreich übernahm. Anlässlich der Amtsübernahme sagte er, dass eine seiner zukünftigen Hauptaufgaben darin liegen werde, junge Steyler Missionare aus anderen Kontinenten, in denen das Christentum boomt, zu begleiten, "damit sie die Realität unserer säkularen Gesellschaft aushalten".
Alle sechs Jahre hält die „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ ihr Generalkapitel ab. Tagungsort ist traditionell das Ad Gentes Zentrum der Steyler in Nemi, das etwa 30 Kilometer von Rom entfernt in den Albaner Bergen hoch über dem Nemisee liegt. Das Generalkapitel ist das oberste gesetzgebende Organ der Ordensgemeinschaft. Zu den 120 wahlberechtigten Kapitularen zählen alle Provinziale sowie je nach Größe der Provinzen ein oder mehrere gewählte Delegierte und Vertreter der Brüdermissionare. Hinzu kommen Beobachter ohne Stimmrecht wie die Bereichs-Verantwortlichen im Generalat und die Zonenkoordinatoren, Gäste wie Steyler Missionsschwestern und Laien-Partner. Ein Spezifikum des Steyler Generalkapitels ist jedoch die enorme Internationalität der Teilnehmer. Das Zusammenleben in internationalen Gemeinschaften ist ein Markenzeichen der Ordensgemeinschaft. Kaum ein Steyler Missionar lebt und arbeitet in dem Land, in dem er geboren wurden.
Dem vierwöchigen Generalkapitel ging ein aufwändiger, dreijähriger, Vorbereitungsprozess voran. Das Arbeitspapier untersucht verschiedene gesellschaftliche, ökologische und spirituelle Wunden in der Welt von heute und stellt die Frage, wo es die Aufmerksamkeit und das Handeln der Steyler Missionare bedarf. „Drei Schwerpunkte haben sich im Vorprozess herauskristallisiert: Die Wunden, die der Schöpfung zugefügt werden, und die ökologische Transformation, der digitale Bereich mit seinen Chancen und Problemen sowie Familie und Jugend“, betont Kapitel-Moderator Pater Franz Helm. „Wir werden uns fragen, wer die Verursacher der Wunden sind, warum es zu Verwundungen kommt und wie der Heilungsprozess aussehen kann. Wir sind uns bewusst, dass auch wir als Ordensgemeinschaften selbst Wunden tragen. So wollen wir z.B. auch bei der Missbrauchsproblematik genau hinschauen und Wege zur Prävention finden.“