Das Vorarlberger Architekturinstitut VAI, das Bildungshaus Batschuns und das Kernteam der 100-Jahr-Feier zur Errichtung der Pfarrkirche Batschuns luden zu einem HOLZMEISTER-Tag, der zu allen vier bedeutenden Bauten des berühmten Architekten in Vorarlberg führte. Zum Abschluss fand dann noch ein Symposium zu seinem Werk im Bildungshaus statt. Und dieser Einladung waren zahlreiche Gäste gefolgt: Der Bus war ausgebucht, etliche Privatfahrzeuge bildeten einen Konvoi, um alle Angemeldeten mit zur Tour aufnehmen zu können.
Erste Station war die Kirche in Mariahilf-Vorkloster, wo die zahlreichen Interessierten in drei Gruppen durch das imposante Gebäude Holzmeisters geführt wurden: Gemeindeleiter Thomas Berger-Holzknecht hatte alle Teilnehmer:innen herzlich empfangen, Hans und Katharina Hotz, Barbara Keiler und Andreas Cukrovicz dokumentierten und erläuterten in profunden Darstellungen die Geschichte, Pläne und Umsetzungen dieses markanten Werks Holzmeisters, samt der subtilen Veränderungen, die Hans Purin bei der großen Sanierung der Kirche nach dem Zweiten Vatikanum vorgenommen hatte.
Als zweite Station wurde das Sanatorium Mehrerau angefahren. Verena Konrad vom VAI hatte ausgewählte Expert:innen eingeladen, die über diesen Bau Holzmeisters, seine Adaptierungen und seine heutige Nutzung als eine besondere Art einer „Palliativ-Station“ berichteten. Barbara Keiler war beratend bei der Umgestaltung von Marte/Marte beteiligt, sie gab über Adaptionen und Bleibendes dieses Baus Auskunft, Karl Bitschnau (Hospiz Vorarlberg)berichtete über die besondere Rolle, die diese Caritas-Station für sehr späte Lebensphasen seiner Gäste einnehmen kann. Renate Stadelmann sprach über viele praktische Erfahrungen mit Menschen, die sie im Hospiz am See begleiten durfte.
Danach wurde die Kirche in Klösterle aufgesucht, die Holzmeister als eine seiner letzten Bauten in Vorarlberg realisiert hatte. Hier wurden die Exkursionsteilnehmer von Pfarrer Ernst Ritter empfangen, Christof Thöny gab einen Überblick über historische und kulturelle Marksteine in diesem Tal, das schon in seinem Namen auf eine alte Klostergründung verweist. Schließlich erzählte Peter Schuh als Zeitzeuge und führender Mitarbeiter von Clemens Holzmeister über Besonderheiten und Entstehungsgeschichte dieser Kirche. Ernst Ritter stellte sich dann noch Fragen zur späteren Ausgestaltung der Kirche, wie sie sich jetzt präsentiert.
Im Anschluss daran kehrte man zum Ausgangspunkt der Exkursion nach Batschuns zurück, wo Andreas Postner durch die Jubiläumskirche St. Johannes führte. Ein Highlight dabei war, als er ein historisches Priestergewand anzog und von der einzigartig schönen Kanzel in dieser Kirche die Veränderungen seit dem Zweiten Vatikanum erläuterte. Schließlich besuchte man noch die Grabkapelle von Marte/Marte und Martin Rauch am neuen Urnen-Friedhof, bevor man zurück durch die Kirche das Kirchentor mit seinem grandiosen Ausblick ins Rheintal durchschritt.
Im Bildungshaus begann dann das eigentliche Symposium. Nach kurzen Begrüßungsworten durch Christian Kopf, Verena Konrad und Markus Fulterer referierten in beeindruckender Weise Barbara Keiler über wichtige biografische Rahmendaten und das riesige Gesamtwerk Holzmeisters, Horst Hambrusch über die große Anzahl seiner wichtigen Regierungsbauten in Ankara und Peter Schuh aus der Praxis der Zusammenarbeit mit Clemens Holzmeister, mit dem er selbst die letzten 20 Jahre zusammengearbeitet hatte. Es war ein faszinierendes Erlebnis für alle Zuhörenden, einen Zeitzeugen so lebendig und authentisch aus dieser Zeit erzählen zu hören.
Eine offene Gesprächsrunde mit Einbeziehung des anwesenden Publikums rundete das Symposium ab. Ute Denkenberger vom Vorarlberger Landesmuseum hatte eine Anzahl wichtiger Fragen formuliert, wie man sich historisch bedeutenden Gebäuden, wie hier jener von Clemens Holzmeister, nähern könnte, wie mit ihnen umgehen: Andreas Cukrovicz war dafür ein sensibler Gesprächspartner, der aus einigen Projekterfahrungen erzählen konnte.
(Red./Jochum)
Aus dem Vorarlberger Kirchenblatt Nr. 39 vom 19. Oktober 2023